Nach dem Vollmond

Nach dem VollmondSchon ist der Vollmond durchgezogen,
und einsam wieder liegt und leer
im bleichen Schaum der Wolkenwogen
das sternenlose Himmelsmeer.

Und diese Stadt an seinem Grunde,
die tags von Leben nur so sprüht,
verkümmert jetzt zur Abendstunde
wie eine Blume, die verblüht.

Von Schatten völlig übergossen
der Häuser steinernes Gesicht.
Wie unter Lidern, halb geschlossen,
glimmt spärlich nur noch Stubenlicht.

Und wo auf gegenläuf’gen Bahnen
nie, scheint es, der Verkehr versiegt,
kann man die Straße nur noch ahnen –
ein Asphaltbett, das trockenliegt.

Wie tief ist dies urbane Schweigen,
in das nicht mal ein Hofhund bellt
und nicht einmal Zikaden geigen
ihr Nachtkonzert vom Trümmerfeld!

Ja, wenn ich es nicht besser wüsste,
ich käm wohl noch auf die Idee,
die ganze Welt ging nun zur Rüste,
dass nie sie wieder aufersteh.

So werd ich ruhig schlafen gehen,
bis Eos ihre Flügel reckt.
Soll doch kein Hahn dann nach mir krähen –
wenn sanft mich nur die Sonne weckt!

 

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