Der schöne Tag

sonnenuntergangDer schöne Tag, so strahlend blau,
er muss dem Abend weichen.
Schon geht gebeugt die Sonnenfrau.
Wie ihre Wangen bleichen!

Durchs Fenster weht ein Lüftchen rein,
lässt seine Kühle spüren.
Der Straßenlärm, er macht sich klein,
der Schlag der Autotüren.

Der sonst mit tausend Fingern fährt
durchs Blattwerk der Platanen,
der Wind hat seine Kraft verzehrt.
Das Laub hängt schlaff wie Fahnen.

Fassade, Dach et cetera
beginnen schon zu dunkeln.
Als erste Sterne hier und da
die Stubenlichter funkeln.

Da mählich so ein Tag verraucht
in Dämmer und in Schatten,
was Wunder, wenn’s wie Wehmut taucht
aus Seelen-Kasematten!

Es ist die Stunde, da das Herz
in Liedern will erklingen,
balkon- und paradieseswärts
ein Ständchen ihr zu bringen

Die selig an dem Gitter lauscht
den Seufzern, die ihr gelten,
und von den Tönen wie berauscht
versinkt in Liebeswelten.

Doch Trugbild alles, nur ein Traum!
Kein Liebchen wo zu sichten.
Die Laute fault im Kellerraum.
Romantik? Nur beim Dichten.

Der Tag, er wandert in die Nacht
ganz leise, ohne Lieder.
Die Sterne, die zur Glut entfacht,
schaun schweigend auf mich nieder.

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