Herbstlich beizeiten

Herbstlich beizeitenFür unsre Spatzen kaum noch Krumen,
statt Rosen Astern in der Flur:
Aus Vögeln redet sie, aus Blumen,
und immer ehrlich, die Natur.

Sie sagt: Der Sommer ist gewesen.
Sie sagt: Das Jahr nimmt seinen Lauf.
Im Süden heißt es Trauben lesen,
im Norden: Spannt die Schirme auf!

Herr Celsius muss kürzertreten,
doch dicke tut sich Herr Beaufort:
Der platzt vor Stolz aus allen Nähten
und orgelt sich in jedes Ohr.

Die Heizung langsam höherschrauben.
Den Pulli plätten und den Schal.
Bei Sturm empfohlen: Regenhauben,
die lege man zurecht schon mal.

Im satten Grün der Eichenkronen,
im mild’ren, das die Linde ziert,
sieht immer mehr man Motten wohnen:
die Blätter, die zu Braun mutiert.

Und auch an roten wird’s nicht fehlen,
sofern man auf ein Ahorn trifft,
die diesem nichts an Schönheit stehlen,
sind fürs Gedeihn sie ihm auch Gift.

Man sollte sich nicht unterstehen
dem Laub, das auf dem Weg verstreut,
bedenkenlos zu Leib zu gehen,
das hat schon manchen Fuß gereut

Der unversehns den Halt verloren,
weil ihn die Bodenhaftung floh
auf Blättern, die gegerbt, gegoren
in Schauern, Morgentau & Co.

Und dann der Lüfte kühles Schweigen,
wenn morgens dämmernd man erwacht –
kein Zwitschern hört zum Himmel steigen,
nur Lärm man, den die Mülle macht.

So muss er notgedrungen kommen,
der Herbst, wie er uns prophezeit.
Da seh ich ihn auch schon verschwommen –
im Fenster da, im Nebelkleid!

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