Viel Schreiberei

Viel SchreibereiDa hock ich wieder, zu diktieren
mir mein gereimtes Testament,
in Versen, immer schön zu vieren,
wie man’s von Paragrafen kennt.

Indes ist das ‘ne lange Leier,
viel länger als Notarspapier,
denn dieses Lebens Frust und Feier
verlangt ‘ne Menge Text von mir.

Schon manches Blatt hab ich gewendet,
das ich mit Strophen überhäuft,
doch ist das Opus nicht vollendet,
solang die große Uhr noch läuft.

An Wundern unsre gute Erde
noch immer neue sich ersann,
die täglich auf dem Musenpferde
bestaunen ich und schildern kann.

Selbst dieser grämliche Geselle,
als Nachtwächter ein Urgestein,
der Mond geht mir nicht auf die Pelle,
so wandelbar an Leib und Schein!

Ja, auch die allerkleinsten Dinge –
nicht eines, das dem andern gleicht.
Die Käfer, Kiesel, Schmetterlinge:
naturbelassen, ungeeicht.

Vom Nebelfeld der Krähe Klage,
der Schrei des Hirschs zur Dämmerung –
so alt wie unsre Erdentage,
dem Herzen aber ewig jung.

So viel, was sich dem regen Geiste
fortwährend in die Seele schreibt,
wobei trotz allem ihm das meiste
für immer doch verborgen bleibt.

So mag ich mich wohl noch so mühen
und komme nie und nie zu Pott,
versuch den Gaul nach vorn zu hüen –
er aber, störrisch, kurvt nach Hott!

Doch will ich’s ihm nicht übelnehmen,
verfehlt er nie ja sein Walhall –
selbst wenn wer weiß wie spät wir kämen,
wir kämen doch auf jeden Fall.

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