Na, denn prost

Na, denn prostLasst heut mich mal ins Auge fassen
‘nen Bürger von Gewicht und Rang,
Idol der großen Menschenmassen,
die durstig alle Naselang.

Das Ansehn, das er sich errungen,
dem geistigen Getränk gebührt,
das auf Millionen Süffelzungen
zu flücht’gen Glücksmomenten führt.

Wie’n Köhler hat er’s mit dem Brennen,
nur dass er nicht auf Festes sinnt,
sondern beim feinen Stoffetrennen
ihm Fusel aus dem Kolben rinnt.

Ist klar, dass er mit beiden Beinen
im vollen Wirtschaftsleben steht
und ständig in den heil’gen Hainen
des Hochprozent’gen sich ergeht.

Erfolg, der stets in Geld gemessen,
klebt ihm am Leib wie ein Geschwür.
Sein Schlafanzug hat goldne Tressen,
‘nen Pförtner die Tapetentür.

Und wessen Konto so begütert,
dass es fast jeden Rahmen sprengt,
wird auch von Vater Staat betütert,
der’n Kreuz ihm an die Weste hängt.

Ein schönes Sinnbild für die Toten,
die schon geschaffen die Tinktur,
dern Ausstoß er (mit saubren Pfoten)
in schwindelige Höhen fuhr.

Doch bloß nicht Propaganda treiben!
Ideologie dahintersteckt!
Man sollte bei der Wahrheit bleiben –
politisch und sozial korrekt!

Ihm wolln ja was am Zeuge flicken
die Nörgler, die man immer trifft –
so Typen, die nicht richtig ticken,
wahrscheinlich weil sie stets bekifft.

Ein Schnäpschen, heißt’s zu Recht, in Ehren
(der Volksmund weiß, wovon er spricht)
kann keiner einem doch verwehren,
den ab und zu der Hafer sticht.

Mit Hasch ist das ‘ne andre Sache,
das ist ‘ne Droge, Hanf und Mohn!
Die wirkt bestimmt das Hundertfache,
das hört man doch am Namen schon.

Der Staat will Risiken beschränken,
nur darum ging‘s ihm überhaupt.
Und jeder sollt ihm Glauben schenken,
der an den Weihnachtsmann noch glaubt.

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