Neue Perspektive

Neue PerspektiveJetzt kann ich wieder klarer blicken –
‘ne neue Scheibe: Goldes wert.
Ab heut die Uhren anders ticken
für meine Klause mit dem Herd.

Hier wo ich meine Süppchen koche
aus Rhythmus, Laut und Reim,
beginnt die Paradies-Epoche
mit Milch und Honigseim.

Wie das?, so mögt ihr gerne fragen,
ein neues Fenster, ja, na und?
Doch unterschätzt nicht mein Behagen,
bin ich befreit von Schutt und Schund!

Wie lang ich nicht vor Augen hatte
dies ungehobelte Geviert,
das wie im Zaun ‘ne alte Latte
Verfall und Trauer evoziert!

Und müssen nicht auch die Gedanken,
die sinnend oft nach draußen gehn,
an einer solchen Brille kranken,
durch die sie alles trübe sehn?

Wie im Gebirge uns die Bäche
ihr Bett zu zeigen sich nicht ziern,
so frei lässt diese frische Fläche
den Blick nun in die Welt passiern.

‘ne völlig neue Sicht der Dinge?
Wär längst ja überfällig schon.
Nun denn, mein Barde, singe, singe –
dem Glaser deinen Dichterlohn!

 

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