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Gratiskonzert

Die tiefen Töne überwiegen
bei dieser kruden Melodie,
die morgens schon herüberfliegen
vom Baugelände vis-à-vis.

Nur eine Handvoll Instrumente,
doch nichts von Flöte und Spinett.
Das Fehlen feinerer Akzente
macht ein konstantes Forte wett.

Der Bohrer spielt die erste Geige,
ein riesenhafter Kontrabass,
dass tief er in den Boden steige
zu Proben ohne Unterlass.

Ein Scheppern ist sein Markenzeichen,
wenn innen an sein Rohr er schlägt,
dass dem Gewinde so entweichen
die Klumpen, die es mit sich trägt.

In einer etwas höhren Lage
gibt sich dafür die Raupe kund –
Gestöhn hält dem Gequietsch die Waage,
düst sie con brio übern Grund.

Dazu das Brummen der Motoren
von Lastern, die geduldig harrn,
wie große, schwerbereifte Loren
das Baggergut davonzukarrn.

Die Kammer-Crew der Interpreten.
Doch gibt auch einer an den Ton –
statt mit dem Stock, dem obsoleten,
mit einer Mess-Totalstation.

Ein Weißhelm hebt ihn aus der Menge
der Spieler mit den bunten raus.
Er kennt nach Breite und nach Länge
den Masterplan des ganzen Baus.

Obwohl die Töne üppig fließen,
bis abends man die Bühne sperrt,
lässt sich doch eintrittsfrei genießen
dies lange Open-Air- Konzert.

Doch leider hab auf die Moderne
ich immer noch nicht richtig Bock
und träum mich lieber in die Ferne
zurück zu Klassik und Barock.

So zähln zu meinen Favoriten
Vivaldi, Telemann und Bach.
Was die da drüben aber bieten,
das nenn ich schlicht und einfach Krach.

Umleitung

Schon lichten sich die Nebelschwaden
und Regen bleibt uns heut erspart.
Wie sollte sich da nicht entladen
die Lust auf eine Wanderfahrt?

Zunächst mal auf die Autopiste!
Die Route war uns zwar vertraut,
doch weiterrollend in der Kiste,
sahn jäh die Straße wir verbaut!

„Anlieger frei“. Das ließ uns hoffen,
es müsste wo ein Ausgang sein,
wir taten so, wie mitbetroffen,
und bogen in die Lehmspur ein!

Indessen schon nach kurzer Strecke
ein Gutteil dieser Hoffnung schmolz,
denn plötzlich schickte um die Ecke
die Trasse uns ins Unterholz.

Wir fanden uns im Walde wieder,
der herbstlich trist und desolat,
die Räder ächzten auf und nieder
auf einem krummen Wurzelpfad.

Dann aber teilte sich die Schneise,
drei Wege standen uns zur Wahl,
mit einem Wort, die Dschungelreise
war aus, finito erst einmal.

Jetzt hieß es, nicht den Mut verlieren.
Da kam die gute Fee auch schon,
die lief mit ihrem Hund spazieren
hier fern der Zivilisation.

Indem sie kurz den Kopf nur wandte,
sah das Dilemma sie uns an
und en passant die Botschaft sandte:
„Da geht es nur zu Fuß voran.“

Nun, mit Gerüttel und Gerumpel
zurück denn über Stock und Stein.
Mag uns der „Golf“, der alte Kumpel,
den Holzweg noch einmal verzeihn!

Aufs Navi jetzt die Augen flogen,
das ja bisher noch nicht im Spiel,
das führte uns in hohem Bogen
mit sichrem Pfeil an unser Ziel.

Die Laune war uns nicht verdorben,
so’n kleiner Umweg ist ‘n Klacks.
Jetzt schnell die Tickets noch erworben –
und in den Park zu Fuchs und Dachs!