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Utopisch

Ist überall denn gleich das Leben,
so wie bei unsereins im Kern?
Kann es nicht andre Formen geben,
vielleicht auf einem andren Stern?

Da könnte ich ein Land mir denken,
wo alles mit Humor geschieht
und sich die Leut‘ ein Lächeln schenken,
bevor man noch die Sonne sieht.

Die Stütze unsrer Potentaten,
oft trübe im geliehnen Licht,
Beamte wären wohlgeraten
und mobbten ihre Bürger nicht.

Und die mit Knüppel und mit Knarre
vertreten hier die Obrigkeit,
sie führen keinem an die Karre –
stets freundlich und stets hilfsbereit.

Der Richter auch von Gottes Gnaden,
der urteilt mit Gesetzeskraft,
er dächt, es würd am meisten schaden,
und nähme das System in Haft.

Herr Lehrer, bitte eine Frage!
Erspar sie dir, du Naseweis:
Man lernte dort mit einem Schlage
per Pille ohne Angst und Schweiß!

Politiker, die unsren gleichen,
ganz nah am „Wohl des Volkes“ dran?
Dort hielt man es nicht mit den Reichen
und wirklich mit dem kleinen Mann.

Und was ist mit den Klerikalen
im Gnadenstand der Fantasie?
Man müsste Eintritt dort bezahlen
für so viel Märchen und Magie.

Die aber auf der Knete glucken,
nur dass sie goldne Eier leg?
Man gäb dort ohne Wimpernzucken
dem Bettler sie mit auf den Weg.

Genug der Wunder. Nur Soldaten,
die fehlen noch zu guter Letzt:
Dort würde ihren Heldentaten
bestimmt kein Denkmal mehr gesetzt.

Von Staatsdienern

Von StaatsdienernWas ist es, des Beamten Leben?
Na, eins der Treue und der Pflicht.
Dem Staat in Liebe hingegeben
mit einer Sorgfalt, die besticht.

Drum sind ihm Dinge übertragen,
„sofern, solange und soweit…“,
die alle andern überragen
an Hoheit und Bedeutsamkeit.

Und dass er sichtbar aus dem Rahmen
des ganzen Apparats auch fällt,
gebührt als Beiwort seinem Namen:
„beamtet“ und nicht „angestellt“.

Er ist befugt zu manchem Akte,
der den Tariflichen verwehrt.
Dazu benutzt er Artefakte
wie Siegel, die metallbeschwert.

Muss man sich wundern, wenn zuzeiten,
von so viel Ehren überhäuft,
dem Mann beim Paragrafenreiten
die werte Galle überläuft?

Was wollen denn bloß all die Leute!
Der eine dies, der andre das –
und alles heute gleich noch, heute:
Bin ich denn Jesus, oder was?

„Nun sagen Sie schon, was Sie wollen,
ich hab nicht alle Zeit der Welt!
Ihr Ausweis also ist verschollen.
Wie ham Sie das denn angestellt?“

Petent/Petentin schrumpft zusammen.
Respektsperson gerät in Brunst,
das ganze Feuer zu entflammen
der amtlich trocknen Redekunst.

Darauf gerichtet, zu belehren,
zu schikanieren in dem Sinn:
„Hübsch langsam mal mit dem Begehren,
mein Gott, wo kämen wir dahin!

Akten, Akten, ganze Fluten,
Akten, Akten, sapperment!
In Faszikeln, Konvoluten
respektive als Retent.

Gerne würde ich mich teilen,
dass ich wie ein Oktopus
achtfach Fälle könnt befeilen,
die ich einhand lösen muss!

Und da kommen Sie und legen
einfach noch was obendrauf!
Ihr Gewissen sollt sich regen,
passen S’ auf die Sachen auf!“

Die Sache zieht sich in die Länge.
Geduld, Geduld, man kriegt Bescheid.
Zum Teufel die Behördengänge!
Staat.de/Verdrossenheit…

Doch nun zurück zu unserm Hammel,
der gerne mal sein Mütchen kühlt
am Bürger, mittels dessen Bammel
sein Ego sich wer weiß wie fühlt.

Er wird dem Schicksal nicht entgehen,
das wenig nach Beamten fragt
und eines schönen Tags sich sehen
beerdigt und bewitwenklagt.

Da liegt er denn im Leinenkleide –
unnahbar nicht mehr; fast intim.
Tut keiner Fliege was zuleide –
die Fliege diesmal aber ihm.