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In der Sommernacht

In der SommernachtZufriedenheit? Da muss ich zaudern,
weil ich noch unentschieden bin.
Hör über mir die Nachbarn plaudern
die laue Sommernacht dahin.

Ja, abends so im Freien sitzen
am Ufer wo, am Waldesrand,
wo Kiefern ihre Tränen schwitzen
und Mücken außer Rand und Band.

Und Aug in Aug der großen Liebe,
von blondem Lächeln süß umflort,
indes mit kräft’gem Schnabelhiebe
der Buntspecht seine Wiege bohrt.

Der Tag will nicht zu Ende gehen.
Um elf taucht kurz die Sonne ab,
um bald schon wieder aufzustehen,
das heißt drei Stunden später knapp.

Längst überfiel der Schlaf die Tiere;
kein Käfer wandert mehr durchs Gras.
O diese Stille, diese schiere,
wie keine Stadt sie je besaß!

Wer dürfte dieses Schweigen trüben?
Wir sitzen, beinah Schatten nur,
in diesem Zauber uns zu üben
der weithin träumenden Natur.

Von Frieden war ich da durchdrungen,
ja, was man glücklich nennt sogar;
doch lang ist’s her: Erinnerungen –
wer weiß, ob alles rosig war.

Frühlings Erwachen

Frühlings ErwachenWird das ein fröhliches Erwachen!
Wo man doch Februar schon schreibt!
Den Dachs stell ich mir vor: Zum Lachen,
wie er sich träg die Augen reibt!

Aus ihrem Schlummer aufzufliegen,
sich auch die Biene schon bemüht.
Man wird sie bald zu hören kriegen –
noch brummig, weil so wenig blüht.

Und auch im Walde hämmert wieder
sich einer dann da was zurecht –
wie immer hölzern seine Lieder,
ein bunter Vogel, dieser Specht!

Na, und die andern Sommergäste,
die trudeln auch bald wieder ein.
Man sehnt sich nach dem alten Neste;
es muss nicht immer Spanien sein.

Gern kommt der Kiebitz mal nach Hause,
was gleichfalls von der Lerche gilt;
so ist auch nach der Winterpause
der Star aufs Eheleben wild.

Ja, auch die noch in dunkler Erde
die halb erstarrten Glieder rührt,
die kunterbunte Blumenherde
wird bald ins grüne Gras geführt.

Schneeglöckchen oder Märzenbecher,
so ruft man sie wohl bei Bedarf –
ganz wichtig für die fleiß’gen Zecher,
die nur auf ihre Säfte scharf.

Ach, was für Fantasiegebilde
für einen, der im Ghetto lebt,
wo die Beton- und Asphaltgilde
stets kalt den ersten Stein erhebt!

Kann man was Schöneres sich denken
als eines Frühlings Morgenrot?
Da muss ich leider mich beschränken –
drei Bäumchen wachsen hier mit Not.

Doch immerhin in dieser Öde
der Amsel trautes Lied erschallt –
Migrantin sie, vertrieben schnöde
aus ihrem angestammten Wald!

Wie seltsam doch, bei Licht besehen,
dass in den Lenz ich mich verbohr:
Schlimm muss um die Natur es stehen,
zieht ihr Zement ein Vogel vor!