Schlagwort-Archive: Heilige drei Könige

Die Reise zur Krippe

Lasst uns den roten Teppich breiten
zum Stall bis wo die Krippe steht:
Es kommen aus der Wüste Weiten
Besucher höchster Majestät!

Drei Royals aus dem Morgenlande,
die einem andern Königskind
trotz fehlender Familienbande
von Herzen sehr gewogen sind.

Auf Knien gar sie es begrüßen,
Respekt, den nie sie wem gezollt,
und deponiern zu seinen Füßen
Odeurs, erlesen, sowie Gold.

Heut ist der Weg für diese Herren
auch ohne Leitstern sonnenklar,
da stehn ja schon die Straßensperren
als Hinweis auf dem Trottoir!

Auch sonst ist manches anders heute
als seinerzeit in Bethlehem –
der Prunk, den damals man nicht scheute
scheint eitel uns und unbequem.

Zwar laufen heute unsre Weisen
auch weiterhin in bunter Tracht,
doch nur, ums Auge abzuspeisen,
das keine Unterschiede macht.

Und Goldgeschenke gleich in Klumpen
samt Räucherwerk der feinsten Art?
Das heil’ge Trio lässt sich lumpen
und nur nicht an Kamellen spart.

Auch dieser Ritt auf den Kamelen,
der schließlich Wochen dauern muss,
kann ihren Hintern nicht mehr quälen
dank Auto, Bahn und Omnibus.

Ich weiß so sicher das zu sagen,
weil ich sie sah auf ihrer Tour;
sie standen auf ‘nem Kleinlastwagen,
der just vor meiner Nase fuhr.

Und boten mir da ein Spektakel
auf ‘nem Podest mit Baldachin,
als wärns Figurn im Tabernakel,
die von Madame Tussauds entliehn.

Ein bisschen Putz, ein bisschen Pappe:
Die Illusion, sie ist perfekt.
So wie von jeher auch Attrappe
der Glaube, der dahintersteckt.

Königsgaben

Die Brüder sind nicht totzukriegen,
noch immer kregel und gesund,
wenn auch Millennien schon wiegen
die Bäuchlein überm Hosenbund.

Und diese prächtigen Gewänder!
Noch nicht ein einz’ges Fädchen fad!
Da sieht man gleich die Morgenländer
mit ihrem Sinn für Festbrokat.

Ja, und die Zelter, die sie reiten
(die schnöde man Kamele nennt),
wie vornehm und gemach sie schreiten,
wenn unterm Huf die Wüste brennt!

Ihr Ziel ist immer noch das alte:
Wohin der große Stern sie führt,
dass bei dem Kind man innehalte,
dem ihre Huldigung gebührt.

Ein Staatsbesuch, mit andren Worten,
doch ohne steifes Protokoll –
man kniet an eines Stalles Pforten
in Heu und Häcksel würdevoll.

Vor ihnen in der Futterkrippe
des Himmelsthrones Prätendent.
Und keiner nimmt ihn auf die Schippe,
wenn er ihn Herr und Heiland nennt.

Ja, selbst an Hirten, die gekommen
in grober Wolle so vom Feld,
hat niemals Anstoß wer genommen,
der sehr auf Nerz und Purpur hält.

Großzügig auch mit jenen Spenden,
mit denen man Tribute zollt,
verehren sie aus Staatsbeständen
dem Säugling Myrrhe, Harz und Gold.

Der nahm wohl diese Kostbarkeiten
als seltnes Spielzeug gerne hin,
wie ihm ja auch in spätren Zeiten
für Luxus fehlte jeder Sinn.

Wie immer auch, die Kavalkade
trieb neulich sich auch hier herum
und warf aus ihrer prallen Lade
Kamellen unters Publikum.

Ach? Gaben gleichsam wie Juwelen
legt man ‘nem König in den Schoß –
doch denen Geld und Güter fehlen
‘ne Handvoll bunter Bontjes bloß?

 

Die Könige kommen

Die Könige kommenFühlt unter Wundern, unter Zeichen
man sich im Glauben nicht bestärkt?
Da kann ein Regenbogen reichen,
den jäh am Himmel man bemerkt.

Hat so nicht einst den Bund besiegelt,
den Jahve mit den Juden schloss,
der IrisSchopf, der schön gestriegelt
in Kurven auf die Erde floss?

Dreikönigstag. Die Majestäten,
anstatt Kamelen unterm Stert,
ham für den Aufmarsch sich erbeten
`nen Lieferwagen als Gefährt.

Da thronen sie in bunten Trachten,
die ein gewalt’ger Turban krönt,
indes nach Süßigkeiten schmachten
die Kinder, die nicht goldverwöhnt.

An Weihrauch ebenso wie Myrrhe,
die an die Krippe einst gelegt,
herrscht heute eh ja große Dürre,
weil Krösus selbst zu sparen pflegt.

Die Kirche aber, nie verlegen
um Tricks, die Welt zu hintergehn,
behilft sich mit `nem Bontje-Regen,
der schön wie Manna anzusehn.

So zieht sie hin, die Karawane,
dass laut es durch die Straßen hallt,
indem auf rollnder Ottomane
sie zu den Gotteshäusern wallt.

Da macht sie jeweils eine Pause
für ein, zwei Augenblicke dann,
weil hier ja Jesus auch zu Hause,
vertreten durch den Gottesmann.

Die Stimmung: feierlich gehoben,
wie sich`s fürn Staatsbesuch gehört,
den auch der dunkle Himmel droben
nicht mit `ner kalten Dusche stört.

Obwohl sich immer schwärzer ballen
die Wolken , die da eilig ziehn,
doch ohne dass noch Tropfen fallen
auf Purpur und auf Hermelin.

Statt dessen wölbt ein Regenbogen
sich lächelnd über ihn hinweg
und senkt, o Wunder, ungelogen
sich haargenau auf diesen Fleck!

Spendable Gäste

Spendenfreudige GästeEin Feiertag, der uns entgangen,
weil irgendwie sie kalt uns lässt –
die Gabe, die das Kind empfangen
von Königen zum Wiegenfest.

Obwohl doch diese Potentaten
durchaus sich nicht an Geiz begeilt
und als geborene Magnaten
mit vollen Händen ausgeteilt.

Denn Weihrauch waren, Gold und Myrrhe
der Karawane reiche Fracht,
die sie aus ihrer Wüstendürre
zum Stall von Bethlehem gebracht.

Sie wollten ihre Gunst erweisen
‘nem Knäblein, dem geweissagt war,
es würde einst in höchsten Kreisen
befehligen ‘ne Engelsschar.

Nun, König ist er nicht geworden,
da lagen unsre Weisen schief.
Und dennoch ganze Menschenhorden
er zu gesalbten Füßen rief.

Die willig seiner Lehre lauschten,
vom Geist der Liebe hingerafft,
dass manche gar den Job vertauschten
und folgten ihm auf Wanderschaft.

Was für ein Licht in jenen Zeiten,
als das Gesetz des Dschungels galt:
sich mit der Klinge Recht erstreiten
und auch sein Unrecht mit Gewalt.

Er musst es mit dem Leben büßen,
ein Märtyrer der Menschlichkeit.
Die wahren Kön‘ge lassen grüßen –
vor dem Gefühl sind sie gefeit.

Doch sei’s, dass falsch verstanden haben
sie, was die Leute so geschwätzt –
dem Kind gebühren diese Gaben,
auch wenn es selbst sie nie geschätzt.

Die Trias dieser Morgenländer,
in Spanien wandelt sie noch heut;
nicht Gold-, doch Karamellenspender –
was wohl die Lütten mehr noch freut.

Goldene Gaben

Goldene GabenHeut ist der Tag der heil’gen Weisen,
der Kön’ge aus dem Morgenland,
die zünftig auf Kamelen reisen,
Vehikeln für den Wüstensand.

Einst kamen Kaspar und so weiter,
von ihrem guten Stern geführt,
ans Ende seiner Strahlenleiter,
wo sie die Krippe aufgespürt.

Und brachten diesem winz’gen Knaben,
der da in Windeln eingerollt,
die stolze Fracht der Königsgaben
von Weihrauch, Myrrhe und von Gold.

Ob diese er zu schätzen wusste,
erscheint zumindest zweifelhaft,
denn Milch war’s, was er haben musste,
den mütterlichen Lebenssaft.

Und auch in seinen Mannesjahren,
wie jedes Kind inzwischen weiß,
verschmähte Güter er und Waren
und sang der Armen Lob und Preis.

Doch hatte er nichts einzuwenden,
wenn man Bedürft’gen etwas gab –
nicht weil sie einst als Kön’ge enden,
doch sonst vielleicht am Bettelstab.

Die kleinen Weisen heutzutage,
die sammeln gehn fürn guten Zweck,
die sind von echtem Königsschlage –
sie haben’s Herz am rechten Fleck!