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Jahreswechsel

Will mit ‘nem Datum ich beschließen,
was heut ich in die Scheune fuhr,
lass aus der Feder ich mir fließen
des Tags genaue Signatur.

Ein Hinweis, der nicht zu entbehren
für eines Werks Entstehungszeit,
weil er dem ständigen Verjähren
ein wenig Rast und Ruhe leiht.

Die Ziffern, dafür zu verwenden,
das heißt die letzten für das Jahr,
auf eine eins nun plötzlich enden,
wo eben eine Null noch war.

Mag sonst man auch ums Gestern trauern
und dass die Zeit vergeht im Flug,
wer wird in diesem Fall bedauern,
dass es sich in die Büsche schlug?

2020 – nicht zu toppen,
was Angst vor Infektion betrifft.
Zu Hause bleiben, Karten kloppen!
Verzicht auf den Personenlift!

Geschäfte, Busse nur betreten
mit Schutz um Mund und Nase rum!
Musik- und Schauspielinterpreten,
es geht auch ohne Publikum!

Und noch viel weitere Schikanen,
die so ein Virus abverlangt,
damit’s nicht fortfährt abzusahnen,
wo immer es an Abstand krankt.

Kann alles ja nur besser werden
(und dieses Wort in Gottes Ohr!),
denn so ‘ne Pandemie auf Erden
hält schließlich doch nicht ewig vor.

Zukünftig soll die eins mir gelten
als stille Hoffnungsträgerin
für den Triumph der alten Welten,
fürn Rückfall in den Neubeginn.

Virus-Leugner

Schon wollt ich es ad acta legen,
dies Thema namens Pandemie,
dass den viralen Schicksalsschlägen
ich lyrisch einmal mich entzieh.

Hat ja auch ganz so ausgesehen,
als wär man endlich übern Berg
und könnte eine Nase drehen
dem giftigen Schmarotzerzwerg.

Doch hat man auch in diesem Falle
die Rechnung ohne Wirt gemacht.
Von wegen nur noch Pillepalle –
er rüstet sich zur nächsten Schlacht!

Seitdem man ihm nicht mehr entschlossen
auf breiter Front entgegentritt,
ist er erneut ins Kraut geschossen
und seine Fieberkurve mit.

Was sind das bloß für Spießgesellen,
die machen’s jedem Gegner leicht:
Die Pike in die Ecke stellen,
wenn er auch nur ein Schrittchen weicht.

Man widmet gern sich dem Vergnügen
und bürstet gegen den Verstand;
Ich, ich, ich, ich in vollen Zügen
vom Kleinhirn an den Bauch gesandt.

Gefahren werden abgestritten,
solang sie nicht am Leib zu spürn,
man tanzt auf ‘nem Vulkan inmitten
von Freuden, die das Feuer schürn.

Und fühlt sich noch dazu berufen,
verbittert seine Faust zu balln,
um denen, die mehr Schutz uns schufen,
mit Demos in den Arm zu falln.

Versuch mal, wen zu überzeugen,
der sich in einen Wahn verrannt
und ‘s ablehnt, Regeln sich zu beugen,
die größres Unheil schon gebannt!

Nun, so ein Trupp maroder Denker
lässt sich noch halbwegs kontrolliern.
Doch wie ‘ne Handvoll Staatenlenker,
die ganze Völker infiziern?

Stets auf dem Sprung

Wer hat ihm einen Pass gegeben,
wer ihm ein Visum ausgestellt,
dass auf der Jagd nach neuem Leben
kein Schlagbaum ihn in Grenzen hält?

Doch braucht der Bursche Dokumente,
Papier, das staatlich ihn empfiehlt?
Als ob er nicht die Löcher kennte,
durch die man sich nach draußen stiehlt!

Er ist so frei wie die Gedanken
in jenem schönen alten Lied,
setzt ohne Müh über die Schranken,
die eine Obrigkeit ihm zieht.

Doch Böses führt er nur im Schilde,
das macht ihn überall suspekt,
wenn in entfernteste Gefilde
er seine gier‘gen Fühler streckt.

Damit man ihm das Handwerk lege,
hat sich ein Mittel nur bewährt:
Man geht ihm tunlichst aus dem Wege,
dass ihn die Einsamkeit verzehrt.

Denn wo’s an Nähe ihm nicht mangelt,
nicht lange unbehaust er irrt,
indem er durch die Luft sich hangelt
von einem bis zum andern Wirt.

Dem pflegt die Zeche er zu zahlen
auf die total perfide Tour –
lässt nichts als Kummer ihm und Qualen
und manchmal mehr als diese nur.

Noch hat den winzigen Gesellen
man keineswegs in der Gewalt.
Doch solln die Hunde weiterbellen –
mal macht die Karawane Halt.