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Von Mäusen und Menschen

Wie sich die kleinen Nager gleichen
im Unisono ihres Graus,
und dass sie keinen Stand erreichen
als den der armen Kirchenmaus!

Doch steht der Löwe sich da besser?
Frisst er sich an Gazellen satt,
bis eines Tags er Silbermesser
und eine Luxusvilla hat?

Frag Elefanten, Krokodile,
den Reiher und den Kormoran,
ob ihre schlichten Domizile
sie jemals mit Komfort versahn.

Woher denn sollte der auch stammen?
Man bringt mit einem Beutezug
das Fressen grade mal zusammen,
das kaum für einen Tag genug.

So lebt das Tier im wahrsten Sinne
bescheiden von der Hand ins Maul
und hätt nicht mal was vom Gewinne,
der, kaum gelagert, auch schon faul.

Ob unterm Leben sie wohl leiden,
so völlig ohne Prunk und Pracht?
Ach, nicht mal von den Trauerweiden
hat je sich eine umgebracht!

Es ist dem Menschen vorbehalten,
zu jammern, dass er lausig lebt,
und einen Ehrgeiz zu entfalten,
der stets nach tausend Dingen strebt.

Am liebsten auch nach solchen grade,
mit denen er sein Image pflegt –
‘nen Portikus vor der Fassade,
‘nen Hänger, der ein Rennpferd trägt.

Doch wussten schon die alten Weisen,
dass Reichtum nicht das Glück vermehrt,
und eher noch den Wunsch, den leisen,
nach immer neuem Plunder nährt.

Inzwischen hat sich rumgesprochen,
dass wer darauf versessen ist,
beim Nagen seiner goldnen Knochen
auch massenhaft Ressourcen frisst.

Und während alle dies beteuern
von unsrer höchsten Führungscrew,
den Wachstumskurs sie weitersteuern
mit Volldampf auf die Klippen zu.

Politiker sind Totengräber,
die unter Trauergästen stehn.
Am falschen Flor der schlauen Streber
wird alles in die Grütze gehn.

Weiterplündern

Der Juli ist noch nicht zu Ende
und allseits durch den Äther schwirrt,
dass nunmehr in der Kreide stände
der Mensch bei seinem Erdenwirt.

Konnt der noch aus dem Keller decken,
was der gefräßge Gast verschlang,
muss er sich nach der Decke strecken
fürn Rest des Jahres, das noch lang.

Das heißt, hinfort auf Pump zu leben
in dem verschwenderischen Trott,
doch ohne was zurückzugeben
dem Globus, der schon bald bankrott.

Da müssten doch die Glocken schrillen
bei unsrer Spitzenpolitik,
dass sie mit aufgewühltem Willen
am Ende noch die Kurve krieg!

Doch nirgendwo geschäft’ges Treiben,
‘ne Hektik wie im Taubenschlag –
nur schlafend sie Geschichte schreiben,
Dornröschen die vom Bundestag.

Im Märchen heißt’s nur einmal küssen
und schon gebrochen ist der Bann –
wie viel heut demonstrieren müssen,
bis man so Penner wecken kann!

Kommt es nach endlosen Debatten
doch schließlich mal zu ‘nem Beschluss,
dann zu dem üblich müden, matten:
Verteuern, was man meiden muss!

Man kann nun mal nicht anders denken
als nach dem gängigen Prinzip:
Die Welt ist nur mit Geld zu lenken –
per Spar- und per Bereich’rungstrieb.

In diesem Dogma steckt gefangen
man wie in einem Eisen fest,
das nicht mal mit den besten Zangen
sich Millimeter lockern lässt.

Ist Geld die Lösung der Probleme?
Eh’r scheint mir der Probleme Grund
grad diese Achtung, die extreme,
vor Euro, Dollar oder Pfund.

Denn viel will jeder davon haben,
weil es Besitz und Ansehn mehrt,
und weiter nach den Schätzen graben,
die (noch) uns die Natur gewährt.

So beißt sich in ‘nem Teufelskreise
die Katze ständig in den Schwanz
und endet unsre Erdenreise
in ‘nem globalen Totentanz.

Was uns die Weisheit aller Zeiten
beharrlich immer schon empfahl,
das sollte grade jetzt uns leiten:
Um gut zu leben, leb frugal!

Doch Maß im Wünschen und im Wollen
hat jederzeit der Mensch verschmäht;
viel lieber schöpft er aus dem Vollen –
führt auch zur Lösung: Zwangsdiät.