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Zahnbehandlung

Sofern in deinen alten Tagen
die Beißerchen an Halt verliern,
hilft dir kein Jammern und kein Klagen –
du musst den Zahnarzt konsultiern.

Der kommt mit zünftigen Geräten
und seiner Fingerfertigkeit,
die Stümpfe endlich auszujäten,
die faulen schon seit langer Zeit.

Du streckst dich auf die Gummiliege
und ruckelst deinen Leib zurecht,
bis Kopf und Nacken in der Biege –
und damit los denn zum Gefecht!

Mit rasch getauschten Instrumenten
heißt’s Klappe auf und Klappe dicht –
als leidgeprüfte Patienten
wisst ihr ja selbst, wie so was sticht.

Nach zwei bis drei gefühlten Stunden
lässt der Dentist dich wieder ziehn –
beschwert mit weiteren Befunden
für deinen nächsten Zwicktermin.

Von Zeit zu Zeit musst du so harren
wie’n Fisch mit offnem Maul an Land,
indes dir in die Kiemen starren
zwei Argusaugen unverwandt.

Dann bist du durch mit dieser Stätte.
Der Mühe Lohn: Ein neuer Look –
aus Zähnen eine Perlenkette
als bissbeständ’ger Kieferschmuck.

Jetzt musst du nicht mehr scheu im Rachen
verbergen den dentalen Schwund –
jetzt kannst du wieder Eindruck machen
mit lachend aufgerissnem Mund!

Wäre da bloß nicht die Schikane
mit der Corona-Maskenpflicht –
ob alt, ob neu, die Kauorgane,
man sieht sie hinterm Schleier nicht.

Wichtiger Termin

Kein Abend von der Sorte heute,
wie ich seit ewig ihn gewöhnt,
dass Schlafsand über mich er streute,
bis meinen Sang ich ausgestöhnt.

Auch jetzt ich meine Zeilen ziehe
im Rhythmus, wie ihr Fuß enteilt,
indessen ich die Rebe fliehe,
die sonst an meinen Versen feilt.

Auch Mitternacht ist nicht die Grenze,
die frühestens ich überschreit,
wenn Tinte ich und Tinto lenze
im Vollbesitze meiner Zeit.

Heut muss ich früher in die Federn,
noch vor besagter Geisterstund,
als kurte ich in teuren Bädern
mit Schlaf und Wasser mich gesund.

Denn morgen heißt es sich erheben
beim zweiten, dritten Hahnenschrei
und nicht wie sonst im Kissen kleben,
bis schon die liebe Post vorbei.

Mit wachen, ausgeschlafnen Sinnen
will ich dem Tag entgegenziehn
und dem besonderen Beginnen
an diesem wichtigen Termin.

Das klingt verdächtig nach Examen,
bei dem nur so die Birne raucht
und, dass die Kräfte nicht erlahmen,
man erst einmal Erholung braucht.

So ähnlich. Doch auf alle Fälle
‘ne Sitzung, die was abverlangt,
hat wo man eine wunde Stelle,
die man ‘nem faulen Zahn verdankt.

Dann gilt es nämlich stillzuhalten
wie ein Rekrut in Reih und Glied,
bis sich die Spritzen voll entfalten
und extrahiert der Störenfried.

Die rücklings aufgebockte Lage,
die Stocherei im Rachenraum,
was immer ich auch sonst vertrage,
doch solche Backenstreiche kaum.

Erleichterung, wenn’s überstanden
und von den Schmerzen ich befreit;
doch werd hier wohl noch öfter landen –
er ruht ja nicht, der Zahn der Zeit.