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Karneval der Tiere

Karneval der TiereDas macht gewiss die Sommerhitze:
Im Traum sah ich ‘nen irren Zug,
‘ne Königin an seiner Spitze,
die eine goldne Krone trug.

Ihr nach das fröhliche Gepränge
von Hofstaat und Nobilität.
Das Ganze zog sich in die Länge,
dass ich das Ende kaum erspäht.

Wie eine schillernd schöne Schlange
sich windend ihres Weges zieht,
war diese Prozession in Gange,
doch schweigend, ohne Laut und Lied.

Ich meinte Fürsten zu erblicken,
die schritten in den ersten Reihn
mit Zobel, Hermelin und Flicken
von Purpur auf dem Wämselein.

Dann kamen sichtlich die Prälaten,
Gemisch aus Rot und Violett,
mit ihren seidnen Unikaten
nach dem sakralen Etikett.

Und all die andern von Geblüte,
die nicht von Sterblichen gesäugt,
das ganze Aufgebot der Hüte,
vor denen man den Nacken beugt.

Dahinter, eskortiert von Knappen,
die ganze edle Ritterschaft
mit ihren Schwertern, Lanzen, Wappen,
gerüstet mit des Panzers Kraft.

Und dann die Burschen, Zofen, Pagen,
genauso prächtig ausstaffiert
mit buntgewürfelten Kledagen,
von kindlichem Geschmack diktiert.

Es folgten schließlich, schwer mit Ketten
behängt das pelzige Ornat,
die großen Tiere aus den Städten,
die Handelsherrn mit Sitz im Rat.

Und diese ganze stumme Rotte,
das fiel im Traume selbst mir auf,
bewegte sich in leichtem Trotte,
doch ohne Pferd, in eignem Lauf.

Indem sie ihre dünnen Füße
(ich weiß nicht, waren’s mehr als zwei?),
als ob man eine Sünde büße,
geknickt hielt und verrenkt dabei.

Doch wie ich mich dem Bilde nahte,
zerriss es und ich wurde wach.
Ameisen warn’s in vollem Staate –
ja, das erinnre ich noch schwach.

Mag das ein anderer verstehen;
die Biester waren nie mein Fall –
indes possierlich anzusehen,
so menschlich da beim Karneval.