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Lobbywirtschaft

Sich nur dem Wettbewerb zu stellen
mit ungewissem Resultat,
erscheint in Tausenden von Fällen
dem Produzenten nicht probat.

Drum knöpft er die Entscheidungsträger
in seinem Wirtschaftszweig sich vor
und setzt als Interessenpfleger
‘nen kleinen Mann ihnen ins Ohr.

Und dieser flüstert ohne Ende,
rhetorisch auf dem neusten Stand,
dass Obigem man möglichst spende
den Segen ihrer starken Hand.

Die kann Gesetze dann erlassen
und/oder pusht per Subvention
und füllt der Branche ihre Kassen
mit dem erhofften Lobbylohn.

Natürlich lässt sich leicht vermuten,
dass da ‘ne Menge Schmu im Spiel
und unsre Steuerzahler bluten
für manchen oberfaulen Deal.

Will auf ein Beispiel mich beschränken,
da ich nicht alle nennen kann,
und eure Aufmerksamkeit lenken
auf den modernen Ackersmann.

Der geht den Turbotrecker starten
und auf das weite Feld verbringt
in tausend technisierten Fahrten
die Gülle, die zum Himmel stinkt.

So will er die Erträge mehren
des Korns, das er da angebaut,
und ohne sich darum zu scheren,
ob die sich bös im Boden staut.

Schreit: Friede unsren Bauernhütten,
doch Krieg der Umwelthysterie!
Verteidigt euer Recht zu schütten,
womit seit je die Frucht gedieh!

Dabei weiß er auf seiner Seite
die Stentorstimme für das Land,
dass sie ihm Sonderrecht erstreite –
den bäuerlichen Dachverband.

Und Vielfalt weicht den Einheitsfluren,
dem Flächenfraß mit Pflug und Dung.
Des Lerchensangs Koloraturen
verkümmern zur Erinnerung.

Die Männer vom K2

Unendlich schier die weiße Weite.
Und jeder Schritt versinkt im Schnee.
Von vorn der Wind und von der Seite.
Der Männer stummes Defilee.

Ihr Vormarsch nichts als Kampf und Keuchen.
Die Seilschaft kommt nur zäh voran.
Den innren Schweinehund verscheuchen.
Sich kurz verschnaufen dann und wann.

Wie Feuer blitzt’s aus den Kristallen,
wo sich der Frost die Zähne wetzt.
Die Zeit scheint sich zum Punkt zu ballen,
zum endlos quälerischen Jetzt.

Die Beine wollen schon versagen.
Der Geist am Ende seiner Kraft.
Und regungslos die Gipfel ragen.
Ihr Leib verschwimmt gespensterhaft.

Die Kälte wächst mit jedem Meter,
den man dem Leidensweg entrang.
Und dünner wird die Luft, der Äther,
je höher man am Todeshang.

Dann oben endlich! Lachen, Weinen,
man liegt sich in den Armen, schreit.
Und in der Götter eis’gen Hainen
Momente für die Ewigkeit.

Dann auch schon wieder abgeschwungen.
Strapazen auf dem Weg ins Tal.
Der Aufstieg aber ist gelungen
im Winter nun zum ersten Mal.

Was wohl zu dem riskanten Treiben
die kleine Schar beflügelt hat?
Man wird es in die Chronik schreiben
als weitres Heldenruhmesblatt!

Kein Winkel dieser schönen Erde
entrinnt des Menschen Wagemut.
Dem Ersten folgt schon bald die Herde.
Die Welt verkommt zum Wirtschaftsgut.

Von Mäusen und Menschen

Wie sich die kleinen Nager gleichen
im Unisono ihres Graus,
und dass sie keinen Stand erreichen
als den der armen Kirchenmaus!

Doch steht der Löwe sich da besser?
Frisst er sich an Gazellen satt,
bis eines Tags er Silbermesser
und eine Luxusvilla hat?

Frag Elefanten, Krokodile,
den Reiher und den Kormoran,
ob ihre schlichten Domizile
sie jemals mit Komfort versahn.

Woher denn sollte der auch stammen?
Man bringt mit einem Beutezug
das Fressen grade mal zusammen,
das kaum für einen Tag genug.

So lebt das Tier im wahrsten Sinne
bescheiden von der Hand ins Maul
und hätt nicht mal was vom Gewinne,
der, kaum gelagert, auch schon faul.

Ob unterm Leben sie wohl leiden,
so völlig ohne Prunk und Pracht?
Ach, nicht mal von den Trauerweiden
hat je sich eine umgebracht!

Es ist dem Menschen vorbehalten,
zu jammern, dass er lausig lebt,
und einen Ehrgeiz zu entfalten,
der stets nach tausend Dingen strebt.

Am liebsten auch nach solchen grade,
mit denen er sein Image pflegt –
‘nen Portikus vor der Fassade,
‘nen Hänger, der ein Rennpferd trägt.

Doch wussten schon die alten Weisen,
dass Reichtum nicht das Glück vermehrt,
und eher noch den Wunsch, den leisen,
nach immer neuem Plunder nährt.

Inzwischen hat sich rumgesprochen,
dass wer darauf versessen ist,
beim Nagen seiner goldnen Knochen
auch massenhaft Ressourcen frisst.

Und während alle dies beteuern
von unsrer höchsten Führungscrew,
den Wachstumskurs sie weitersteuern
mit Volldampf auf die Klippen zu.

Politiker sind Totengräber,
die unter Trauergästen stehn.
Am falschen Flor der schlauen Streber
wird alles in die Grütze gehn.

Fünf vor zwölf

Man nimmt gewöhnlich es gelassen,
wenn allseits man auf Leute stößt,
selbst in den kleinsten Seitengassen,
wo Michel seinen Tag verdöst.

Die Brut hat nämlich sich verbreitet
pandemisch über Land und Meer,
dass nicht mal völlig unbegleitet
beim Bummel man am Südpol wär.

Am schlimmsten sind die Metropolen,
da schwimmt man in der Masse mit,
dass selbst man mit den besten Sohlen
beinahe auf der Stelle tritt.

Die sind so sehr ins Kraut geschossen,
dass schon die Erde übersät
mit diesen steinernen Kolossen
und ihrer kalten Majestät.

Für Städtchen bleibt noch Raum indessen
im Hinterland von Berg und Tal,
die gleichfalls ihren Ruhm bemessen
allein nach der Bevölk’rungszahl.

Was soll am Ende daraus werden?
Vermehrung längst karnickelhaft,
gehn jetzt schon diese Hammelherden
dem Globus über seine Kraft.

Sie grasen auf den fetten Weiden,
die zehn Prozent der Oberschicht,
und werden sich wohl erst bescheiden,
wenn auch das letzte Hälmchen bricht.

Die Kämpfe werden sich vermehren
um den begehrten Unterhalt,
wenn zehn Milliarden erst verzehren,
was schon für fünf als mickrig galt.

Ja, dies vernunftbegabte Wesen,
wäre es wirklich bei Verstand,
es müsste von dem Wahn genesen,
das Höchste sei das Vaterland.

Denn solche lächerlichen Grenzen
nimmt unser Globus gar nicht wahr,
er lässt die gleiche Sonne glänzen
auf Bali und auf Sansibar.

Und lässt die gleichen Stürme wüten
um Apenninen und Parnass,
ohne denselben einzutüten
‘nen stempelfreud‘gen Reisepass.

Ja, streut die meisten Widrigkeiten
wie auch den menschgemachten Dreck
so blindlings über alle Breiten
und jeden Drahtverhau hinweg.

Um solche Übel abzuwehren,
an einem Strang man besser zieht –
mag die Naturgewalt uns lehren
den Schulterschluss in Reih und Glied!

Sind wir nicht alle auf der Reise
in diesem kosmischen Mobil
und streiten uns verrückterweise
doch ständig über unser Ziel?

Und bleiben stur in der Kabine,
als ob kein Weg nach draußen führ
und sie allein dem Zwecke diene,
den Gast zu meiden Tür an Tür.

So eingesperrt in seine Zelle,
die jeder seine Heimat nennt,
sieht man beim andern auf die Schnelle
nur das, was einen von ihm trennt.

Woraus indes dann Hoffnung schöpfen,
wie ruhig in die Zukunft schaun,
wenn wir in schwarzgebrannten Töpfen
nur immer Gift und Galle braun?

Was nützen wind’ge Potentaten,
die allseits wieder Konjunktur,
führn immer weiter ihre Staaten
sie schleichend in die rechte Spur?

Brülln patriotische Parolen,
spieln äußerlich den starken Mann,
um jenen Beifall sich zu holen,
den sie entbehren als Tyrann.

Doch wär jetzt mehr denn je vonnöten
Gemeinsamkeit auf breiter Front,
ging selbst damit der Nimbus flöten,
alleine hätt man‘s auch gekonnt.

Wir müssten uns zusammenraufen,
zu retten, was zu retten ist,
denn diesem rollnden Kugelhaufen
bleibt nur noch eine Galgenfrist.

Doch langsam mit den jungen Pferden!
Die Gockel hörn nicht auf zu krähn.
Ich fürchte, solche Vögel werden
erst mit der Erde untergehn.

Bleibe im Lande…

Wenn nächtlich wir zum Himmel blicken,
sehn wir so manches Lichtlein glühn,
das uns die Feuerblumen schicken,
die in der Dämmrung erst erblühn.

Und vor der Kuppel wir erschauern,
die düster ragend sie umringt,
erbaut aus rabenschwarzen Mauern,
durch die kein sterblich Auge dringt.

Geh runter zum Kartoffelkasten
in einem finstren Kellerloch,
du findest immerhin durch Tasten
ein bisschen Orientierung noch.

Da oben, wo die Sterne blinken,
suchst du vergeblich nach ‘nem Halt –
du wirst in einem Sumpf versinken
unendlich tief, unendlich kalt.

Und gäb es wo die Chance zu wohnen
an einem erdenfernen Ort,
du bräuchtest dahin Jahrmillionen,
und trüge selbst das Licht dich fort.

Zum Mars ‘ne Reise wär dagegen
der reinste Sonntagsausflug gar,
raketenrasch zurückzulegen
in einem schlappen halben Jahr!

Doch lassen sich da Nester bauen,
dass dieser Aufwand nicht verpufft,
in trocknen, unbegrünten Auen,
mit Flaschen für die Atemluft?

Und wenn, für wen? Die Menschenmassen
die dahin man zu karren hätt,
sie würden in kein Raumschiff passen,
nicht mit dem teuersten Billett.

Will sich vielleicht nur ‘ne Elite,
der bald der Boden hier zu heiß,
verziehn in kosmische Gebiete,
wo sie sich leidlich sicher weiß?

Halt ich nicht ganz für ausgeschlossen,
wenn auch für ein gewagtes Spiel,
falls solchen Bonzen es und Bossen
in jener Öde nicht gefiel.

Warum sich zu den Sternen schwingen,
Problemen aus dem Weg zu gehn?
Hic Rhodus, hier gilt es zu springen,
hier lass man seine Künste sehn!

Die Erde ist ja stets geblieben
ein Garten Eden, ein Idyll,
bevor wir uns daraus vertrieben
mit Abgas und mit Plastikmüll.

Jetzt endlich mit dem Eisenbesen
den ganzen Dreck davongefegt,
damit das unverfälschte Wesen
den guten Globus wieder prägt!

Bestellt ihr gleich ‘nen Möbelwagen
und gebt entschlossen Fersengeld,
sobald ein Stäubchen zu beklagen,
das lästig euch ins Auge fällt?

Kein Schwein packt seine Siebensachen,
wenn ihm die Bude einmal stinkt.
Man würde einfach saubermachen,
bis alles wieder blitzt und blinkt!

Großfeuer

Ein Flämmchen mal so auszupusten,
das zitternd auf dem Dochte raucht,
gelingt mit Schnupfen gar und Husten,
weil’s wenig Atem dazu braucht.

Doch nicht die dickste Wasserspritze,
ein Meisterwerk der Handwerkskunst,
beschwichtigt leicht die Höllenhitze
‘ner ausgemachten Feuersbrunst.

Die schnappt mit ihrem brand’gen Rachen,
was nicht in wilder Hast entflieht,
verzehrend neu schon zu entfachen
den unstillbaren Appetit.

Sie packt die Bäume bei den Kronen,
die gierig sie als Erste holt,
um auch die Äste nicht zu schonen,
bis sie zersplittert und verkohlt.

Und frisst sich sogar durch den Boden
behänder als das Weidevieh,
um flächendeckend brandzuroden,
was immer prächtig hier gedieh.

Und wo sie, aufgepeitscht von Winden
zu immer stürmischerem Lauf,
in Baum und Strauch mehr Nahrung finden,
da flammen sie gefräßig auf.

Und Tiere, die an andren Tagen
ins Dickicht ducken sich zur Not,
in wilder Flucht davon sie jagen
vor diesem grässlich grellen Tod.

Doch viele packt er bei den Läufen
und steckt das Fell darüber an,
zu einer Strecke sie zu häufen,
die nie verblies ein Jägersmann.

Schon naht mit loderndem Verlangen
er auch der Menschen Häuserreihn
und hüllt, beim Dachstuhl angefangen,
sie in den Drachenatem ein.

Dort rafft man schleunig Kind und Kegel
und teure Habe ins Gefährt
und kommt davon auch in der Regel
mit Leib und Leben unversehrt.

Die Hütte aber, schwer errungen
mit Arbeit, Mühe und Verzicht,
entgeht nicht diesen Flammenzungen –
ein Lebenstraum, der jäh zerbricht.

Das war‘s. Jetzt noch die Kurve kriegen
zu einem Fazit, ‘ner Moral.
Wie wär: Ein Fünkchen muss nur fliegen,
mehr braucht es nicht für so‘n Fanal?

Der Berg ruft

Einst galt als Wohnsitz er der Götter,
ein Berg, der in den Himmel ragt,
und nicht einmal der größte Spötter
hätt auf den Gipfel sich gewagt.

Als aufgeklärter dann die Zeiten
und sich die heil’ge Scheu verlor,
ließ man von Neugier sich verleiten
und strebte ohne Furcht empor.

Doch nicht mal so mit vollen Bäuchen,
wie auf ‘ner kleinen Wandertour,
nein, klettern hieß es, kämpfen, keuchen
gegen die eigene Natur.

Und mancher musst sein Leben lassen,
weil er den Aufstieg unterschätzt
und auf die trügerischsten Trassen
vertraulich seinen Fuß gesetzt.

Ob tot, ob lebend: Pioniere,
die einen neuen Weg gebahnt –
dass der einst trägt auch Herdentiere,
hat keiner damals wohl geahnt.

Heut tummeln sich die Gipfelstürmer
zu Tausenden am Berge gleich
und fühlen sich als Erdenwürmer
da oben wie im Himmelreich.

Und wie nicht anders zu erwarten
von einem sündigen Geschlecht,
verlangt in diesem Edengarten
der Magen auch nach seinem Recht.

Zwar wird kein Manna hier geboten
nach alter Väter Speiseplan,
dafür indessen so Exoten
wie Bratwurst, schweinisch und vegan.

Dermaßen sank die höchste Spitze
der majestätischsten Region
vom exklusiven Göttersitze
zu ‘ner Touristenattraktion.

Da kraxeln nun die Menschenmassen
bequem auf ausgebautem Pfad,
sofern sie sich nicht liften lassen
per Seilbahn zum Vergnügungsgrat.

So zieht mit immer flinkren Füßen
der Fortschritt seine krude Spur,
und nichts muss schwerer dafür büßen
als unsre Mutter, die Natur.

Auf Schusters Rappen

Man neigt dazu, sie zu belächeln,
die sangesfrohen Wandersleut,
die lustig durch die Lande hecheln
bei Lerchenschlag und Kirchgeläut.

Zu anno Tobak gang und gebe,
Romantik ihre Blütezeit:
Gottes Natur, die schöne, lebe,
o Täler und o Höhen weit!

Der Sonne möglichst gleich entgegen
im Glanz der frühen Morgenstund,
und bis zur Dämmrung auf den Wegen
lief mancher sich die Hacken wund.

Am Rücken schwankte die Gitarre
im Rhythmus ihres Eigners mit,
dass sie auf ihren Einsatz harre –
pro Meile einmal so im Schnitt.

Dann hieß es in die Saiten greifen
zu ein, zwei hübschen Weisen nur,
und schon beseelte Töne schweifen
wie Vögel über Wald und Flur.

Wie schnell sind, ach, sie doch verklungen,
hat sich verlorn der Kehle Drang,
und was als Jubellied gesungen,
war eher wohl ein Abgesang.

Wenn heut die Wanderschuh wir schnüren,
begehn wir alte Pfade nicht;
ein krasser Wandel ist zu spüren,
der schmerzlich in die Seele sticht.

Denn blitzend blanke Schienenstränge
zerschneiden jetzt den Wiesengrund,
und eines Zuges schwellnde Klänge
die Ohrn betäuben Stund um Stund.

Die Blicke, die ins Weite drängen,
bis sie den Horizont erfasst,
sie bleiben in den Drähten hängen
von irgendeinem Spannungsmast.

Um ganz zu schweigen von den Pisten,
die kreuz und quer ins Holz gehaun,
damit die Automobilisten
viel, viel, viel Landschaft anzuschaun.

Ja, sogar überm Wolkenmeere
hat‘s längst schon seine liebe Not;
da steuert seine luft’ge Fähre
schon mancher schneidige Pilot.

Idylle, die in alten Tagen
den Stromer noch begeistert hat,
ist überall zu Grab getragen
mit Dampf, PS und Kilowatt.

Die Wanderlust ist nicht vergangen,
hat Stock und Hut nur abgelegt,
um möglichst schnell wo anzulangen
und ohne, dass man sich bewegt.

Schon absehbar die nächste Phase –
das inklusive Couch-Modell.
Man düst, den Gucker auf der Nase,
rund um den Globus, virtuell.

Das käme nicht mal ungebeten,
ist es ein schöner Schein auch nur:
Mit Füßen nicht mehr so getreten,
erwachte lächelnd die Natur.

Lautmalerei, 2

Was nützen mir die besten Schwarten,
wenn mich das Leben überrollt
und mir auf meinen Geistesfahrten
den nötigen Respekt nicht zollt?

Soeben hab ich ausgelesen
was über Lärm – ein Strafgericht,
das mit ‘ner Flut gewitzter Thesen
mir richtig aus der Seele spricht.

Dem Krach in vielerlei Gestalten,
vom Peitschenknall zum Froschkonzert,
wird da ein Spiegel vorgehalten,
der so schon an den Nerven zerrt.

Um wieviel mehr im echten Leben,
das er wie Jericho bedröhnt,
wird einmal aus den Angeln heben,
was er vorab mit Taubheit krönt!

Wie hält dies ewige Getöse,
das sich aus tausend Quellen nährt,
der Mensch nur aus, dass samt Gekröse
er aus der Haut nicht ständig fährt?

Doch gibt es auch so trübe Tassen,
die mit dem Lärm sich arrangiern
und ihre Harley heulen lassen,
um Muskelkraft zu demonstriern.

Und andre, die sich auch nicht sträuben
und grad sein Übermaß erfreut,
weil gerne sie mit Rock betäuben
den Brägen, der Gedanken scheut.

O dass man solche Idioten
doch endlich einmal Mores lehrt!
Man zeige mir den Gord’schen Knoten
und reich mir Alexanders Schwert!

Könnt grade jetzt ich gut gebrauchen:
Mein Nachbar bohrt sein Nachtgebet.
Doch lass ich meinen Zorn verrauchen –
denn, uff, die letzte Strophe steht!

Entlarvt

Stets tiefer scheint sie zu versinken
in einem Sumpf aus Hass und Gier,
dass immer bitterer wir trinken
der Erdenbrüste Elixier.

Und brauchen doch der drallen Amme
vom Busen weggezapften Saft,
dass möglichst rasch es uns ‘ne Wamme
für Tage ohne Nahrung schafft.

Der Mensch kann keinen Frieden halten,
zerstört, was die Natur verlieh,
mit stetem Ausbruch von Gewalten
die Saat, den Nächsten und das Vieh.

Gleich unseren Schimpansenvettern
zieht ständig er auf Beute aus,
um fremde Knochen zu zerschmettern
zum blutgetränkten Siegerschmaus.

Doch mit Verstand begabt und Willen,
vermochte bald nur warmes Blut
den Jieper ihm nicht mehr zu stillen –
er wollte auch noch Hab und Gut.

So wurden Morden, Plündern, Rauben
gewohnt ihm wie sein Nachtgebet,
und immer in dem festen Glauben,
dass ihm ein Gott zur Seite steht.

Nie musste ihn die Reue plagen:
Nur Feinde er ja überfällt.
Und je mehr Opfer sie beklagen,
umso gewisser heißt er Held.

Noch stehen sie, die stolzen Reiter
weltweit auf ihrem Monument,
Symbole für den kühnen Streiter,
der für sein Ländle Amok rennt.

Und während hier man ihn zur Gänze
mit Lorbeern aller Art belädt,
wird jenseits er der Landesgrenze
als Bastard und Bandit geschmäht.

Die Menschlichkeit, so gern beschworen,
steht immer unterm Vorbehalt
„sofern du da und da geboren –
wo nicht, lässt uns dein Jammer kalt“.

Der Horizont eines Primaten,
wie er beschränkt auf sein Revier,
lässt wenig Spielraum nur für Taten,
geziemend einem Kavalier.

Das übermächt’ge Raubtiererbe,
das noch der meisten Schritte lenkt,
wirkt eifrig dran, dass es verderbe
die Erde, die uns Leben schenkt.

Man denkt nur bis zum nächsten Fressen
und sorgt sich um die Zukunft nicht,
verfolgt die kleinlichsten Int’ressen
aus seiner flücht‘gen Tagessicht.

Aus Angst davor, sich anzustecken,
geht jetzt verschleiert auch der Herr,
damit er zu Gesundheitszwecken
dem Virus Mund und Nase sperr.

Das sollte erst mal auch so bleiben,
sonst folgt schon bald der nächste Schub.
Und dennoch scheint man auszutreiben
den Teufel hier mit Beelzebub.

Denn schwuppdiwupp ist aufgetragen
das Tüchlein, das man runterreißt,
und ohne ihm noch Dank zu sagen,
in irgendeinen Müllsack schmeißt.

Wenn nicht sogar auch auf die Straße:
Der Bürger, faul, verwöhnt und satt,
nimmt Rücksicht ja nur in dem Maße,
wie keine Last er damit hat.

Die segensreichen Nasenbinden,
die man entsorgt so mangelhaft,
sind bald schon überall zu finden,
von Wind und Wellen fortgeschafft.

Sie wiegen sich schon jetzt mitunter
im Ozean beim Wasserski –
und machen noch ein bisschen bunter
Poseidons Plastikdeponie.