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Der starke Mann

Zu den berufsbedingten Zügen,
an denen es nur selten fehlt,
gehört beim Staatsmann das Belügen,
wozu auch das Verschweigen zählt.

Er kann nicht alles offen sagen,
was insgeheim schon ausgedacht,
weil ihm des Volkes Unbehagen
den Plan sonst früh zunichtemacht.

Auch gegen jene aufzuhetzen,
denen sein Regiment missfällt,
zählt zu den ehernen Gesetzen,
nach denen auch der Köter bellt.

Und schließlich sind so abgehoben
vom Boden sie der Wirklichkeit,
dass sie sich ständig selber loben –
für das selbst, was zum Himmel schreit.

Und wie beim Mimen im Theater
die Maske man zumeist nicht spürt,
so wird vom „guten Landesvater“
die Masse hinters Licht geführt.

Mag’s als Entschuldigung ihr dienen,
dass stets man übers Ohr sie haut
und sie die glatten Pokermienen
der Sonntagsredner nicht durchschaut!

Doch was soll man von Leuten halten,
die sich nicht störn an Heuchelei
und diese finsteren Gestalten
hofieren mit Hurrageschrei?

Ach, wären untern braven Christen
die schwarzen Schafe nicht Legion,
dann gäb’s auch keine Populisten –
mit einem Wort: der Sünde Lohn!

Von Mäusen und Menschen

Wie sich die kleinen Nager gleichen
im Unisono ihres Graus,
und dass sie keinen Stand erreichen
als den der armen Kirchenmaus!

Doch steht der Löwe sich da besser?
Frisst er sich an Gazellen satt,
bis eines Tags er Silbermesser
und eine Luxusvilla hat?

Frag Elefanten, Krokodile,
den Reiher und den Kormoran,
ob ihre schlichten Domizile
sie jemals mit Komfort versahn.

Woher denn sollte der auch stammen?
Man bringt mit einem Beutezug
das Fressen grade mal zusammen,
das kaum für einen Tag genug.

So lebt das Tier im wahrsten Sinne
bescheiden von der Hand ins Maul
und hätt nicht mal was vom Gewinne,
der, kaum gelagert, auch schon faul.

Ob unterm Leben sie wohl leiden,
so völlig ohne Prunk und Pracht?
Ach, nicht mal von den Trauerweiden
hat je sich eine umgebracht!

Es ist dem Menschen vorbehalten,
zu jammern, dass er lausig lebt,
und einen Ehrgeiz zu entfalten,
der stets nach tausend Dingen strebt.

Am liebsten auch nach solchen grade,
mit denen er sein Image pflegt –
‘nen Portikus vor der Fassade,
‘nen Hänger, der ein Rennpferd trägt.

Doch wussten schon die alten Weisen,
dass Reichtum nicht das Glück vermehrt,
und eher noch den Wunsch, den leisen,
nach immer neuem Plunder nährt.

Inzwischen hat sich rumgesprochen,
dass wer darauf versessen ist,
beim Nagen seiner goldnen Knochen
auch massenhaft Ressourcen frisst.

Und während alle dies beteuern
von unsrer höchsten Führungscrew,
den Wachstumskurs sie weitersteuern
mit Volldampf auf die Klippen zu.

Politiker sind Totengräber,
die unter Trauergästen stehn.
Am falschen Flor der schlauen Streber
wird alles in die Grütze gehn.

Fehlentwicklung

Ist es schon immer so gewesen,
dass es nach oben einen führt,
wenn man mit populären Thesen
dubiose Emotionen schürt?

Meist scheint die Rechnung aufzugehen,
wie man in vielen Ländern sieht,
wo gern an dieser Schraube drehen,
die’s in die höchsten Ämter zieht

Und dabei schwimmen auf der Welle
der demokratischen Struktur:
Die Mehrheit siegt auf alle Fälle,
und wär sie noch so dünn auch nur!

So kommt wo immer auch die Masse,
beduselt von des Schwätzers Schwall,
mehr durch ‘ne kleine Seitengasse
bisweilen auch mal an den Ball.

Kaum aber auf den Leim gekrochen
dem großen Magier und Mäzen,
hat der auch schon sein Wort gebrochen
und lässt sie schön im Regen stehn.

Heißt: Jener, dem sie diese steile
Karriere erst ermöglicht hat,
nährt nur des Volkes Vorurteile
und macht nicht seine Bäuche satt.

Hat erst die Zügel er in Händen,
dass er den Kurs bestimmen kann,
beginnt er auch schon umzuwenden
das willenlose Staatsgespann

Und führt die angeschmierten Ochsen
auf einem windigen Parcours
statt an gefüllte Futterboxen
direkt ins Joch der Diktatur.

Um jeden Anstand zu vergessen,
Gewissen, Ehre, Menschlichkeit –
wie ist der Lohn dafür bemessen,
der Judaslohn für fremdes Leid?

Sich wohlig in der Macht zu wälzen
wie eine Wildsau im Morast,
vor Seligkeit dahinzuschmelzen,
wenn man den Leuten eins verpasst?

Wie könnte selber er erklären,
was seinen eitlen Trieb geweckt –
glaubt er doch selbst in allen Ehren,
dass etwas Großes in ihm steckt.

Und einsam weilt er auf der Höhe,
wo spähend nur der Adler kreist,
und fürchtet sich doch vor der Böe,
die jäh ihn in den Abgrund reißt.

Ließ er nicht schon Moral vermissen,
kaum dass er auf den Füßen stand?
Den Fröschen Beine ausgerissen,
den Ischen Puppen aus der Hand?

„Früh krümmt sich“, hört man öfter sagen
des Volkes weisheitsfrohen Mund –
doch statt zum Häkchen auszuschlagen,
wird mancher nur zum krummen Hund.

Politik, umtriebig

Sie sind so fleißig wie die Bienen,
schwirrn täglich ohne Rast und Ruh
in ihren flotten Limousinen
unzähligen Terminen zu.

Dabei sind sie nicht ortsgebunden,
auch das macht sie den Brummern gleich –
sie drehen ständig ihre Runden
im größten Kompetenzbereich.

Und welchen Nektar sie wohl saugen
aus diesen Flügen jedes Mal?
Die Heimgesuchten bestens taugen
als Stimmen für die nächste Wahl!

Das nehmen an behaarten Beinen
als Manna sie nach Hause mit –
sich selbst und ihren Ortsvereinen
als süße Aussicht auf Profit.

Doch ist dabei für alle andern,
die’s bis zum Staatsmann nicht geschafft,
dies Über-Wald-und-Wiesen-Wandern
denn irgendwie auch vorteilhaft?

Heißt: Selbst wenn sich die Brüder sträuben,
zu teiln die Beute allgemein,
müssten sie dennoch nicht bestäuben
die Welt zu Wachsen und Gedeihn?

Ach, nichts von solcherlei Effekten,
soweit ich seh der Dinge Lauf,
und den Vergleich mit den Insekten
geb ich hier notgedrungen auf.

Es ist ja stets die gleiche Masche,
mit der das Volk man hintergeht:
Den Reibach in die eigne Tasche,
da jenem man ‘ne Nase dreht.

‘ne Profession, die sich von Lügen
und windigen Versprechen nährt
und bei den üppigsten Bezügen
nicht einen roten Heller wert.

Ihr meint, das sei wohl überzogen,
ihr Wirken vielfach auch Gewinn?
Hab’s aus den Fingern nicht gesogen,
schaut doch noch mal genauer hin!

Wer stellt politisch denn die Weichen
in unserm Land und anderswo?
Die mühsam sich die Macht erschleichen
in Poll, Partei, Politbüro.

Danach: Hansdampf in allen Gassen.
Geschäftig alle durch die Bank.
Und was sie dafür hinterlassen?
Patientin Erde, sterbenskrank.

Bodenständig

Man ist geprägt von Kindesbeinen
vom Fleckchen, wo die Wiege stand
und eine Zufallsschar von Seinen,
verknotet im Familienband.

Und wächst allmählich in die Ketten,
an die uns die Gesellschaft legt,
sich so bequem darin zu betten,
dass eher man wie Schmuck sie trägt.

Die Fesseln stark sich unterscheiden
rein äußerlich von Land zu Land,
doch jeder mag am besten leiden
die, die er immer schon gekannt.

Es müssen Jahre erst verstreichen,
in denen leidlich man gereift,
dass seine Heimat ohnegleichen
als Massenware man begreift.

Doch bis zu diesem Reifegrade
nicht jeder Geist sich einst erhebt
und bleibt auf seinem platten Pfade
als Schnecke schleimig angeklebt.

Dafür indessen brüllt die Kehle,
was sie im Innersten bewegt,
damit die abgestumpfte Seele
mal irgendwie zu Buche schlägt.

Der nächste Schritt: Gewaltexzesse,
rein mündlich reicht der Hass nicht mehr,
man haut dem „Schwein“ gleich in die Fresse
so blutig wie spektakulär.

Das sind dann die extremen Fälle,
von denen alle Welt erfährt,
weil so’n Ereignis auf die Schnelle
die Medien mit Manna nährt.

Sich selber für das Maß zu halten
und alle andren für abstrus,
galt immer schon so Witzgestalten
als Wahrheit ohne Pferdefuß.

Da braucht’s nicht „Nigger“ und „Kanaken“,
was jeder Arbeitslose kennt,
auf dem man’s liebt, herumzuhacken
als Faulpelz, der den Tag verpennt.

Auch wer mit irgend ‘nem Gebrechen
sich durch das Dasein schlagen muss,
bietet willkommne Angriffsflächen
dem Spott zu allem Überfluss.

Ja, denen, die zur Fülle neigen
oder ‘nem Kopf, der dünn behaart,
wird dieses Manko nicht verschweigen,
der, dem das Schicksal dies erspart.

Ich kannte mal so ‘nen Strategen,
der wie ein Scheunendrescher fraß,
doch, ohne jemals zuzulegen,
den reinsten Fastenleib besaß.

Der aber schrieb sich auf die Fahnen,
wenn irgendwer zu dick ihm schien,
ihn allen Ernstes zu ermahnen:
Dir fehlt es schlicht an Disziplin!

Da haben wir ja schon die Quelle,
der dieser ganze Dreck entspringt –
die Dummheit, die auf einer Stelle
großspurig sich durchs Leben hinkt.

Sind es denn grundverschiedne Leute
mit aufgestauter Aggression,
die schmähen andersfarb’ge Häute
und „schwarze Schafe“ der Nation?

Es ist die gleiche Spießerwichse,
die aus dem Kleinhirn vegetiert
und gern an ‘ne Idee, ‘ne fixe,
den bleiernen Verstand verliert.

Politiker sich rasch empören
mit ausgeprägter Zungenkraft –
doch insgeheim pro domo schwören
auf die verdummte Wählerschaft.

Aschermittwoch, politisch

Der Mensch, ein aggressives Wesen,
das gern wem an den Karren fährt,
greift manchmal auch zum Narrenbesen,
dass er vor fremden Türen kehrt.

Da sollte es uns wundernehmen
bei ihrer Selbstgefälligkeit,
wenn hier nicht auch zum Zuge kämen
Politiker, stets kampfbereit.

Am Aschermittwoch. Die Elite
der unterschiedlichsten Partein
schmäht gegenseitig sich als Niete,
als Deppen- und Demenzverein.

Und brüllt mit hämischem Vergnügen
aus ihrer bunten Bühnenbütt,
dass sie mit einem Schwall von Lügen
die jeweils andre überschütt.

Das mag ihr grade noch so passen,
ins weit gespitzte Wählerohr
die Sau so richtig rauszulassen,
gedeckt vom Karnevalshumor!

Doch schließlich liegen auch die Seelen
der Redner vor dem Mikrofon
und können schwerlich nur verhehlen
den durchaus ernsten Unterton.

Man zieht nach Herzenslust vom Leder
und die Rivaln durch den Kakao;
sein Fett kriegt heute weg hier jeder
schön mit Alaaf und mit Helau!

Doch die da keinen andern schonen
und nur sich selber applaudiern,
sind das die richtigen Personen,
um ganze Völker zu regiern?

Dass die mit fairer Elle messen,
das glaube, wer es glauben mag:
Nur eigne und Parteiintressen –
am Mittwoch wie an jedem Tag.

Utopisch

Ist überall denn gleich das Leben,
so wie bei unsereins im Kern?
Kann es nicht andre Formen geben,
vielleicht auf einem andren Stern?

Da könnte ich ein Land mir denken,
wo alles mit Humor geschieht
und sich die Leut‘ ein Lächeln schenken,
bevor man noch die Sonne sieht.

Die Stütze unsrer Potentaten,
oft trübe im geliehnen Licht,
Beamte wären wohlgeraten
und mobbten ihre Bürger nicht.

Und die mit Knüppel und mit Knarre
vertreten hier die Obrigkeit,
sie führen keinem an die Karre –
stets freundlich und stets hilfsbereit.

Der Richter auch von Gottes Gnaden,
der urteilt mit Gesetzeskraft,
er dächt, es würd am meisten schaden,
und nähme das System in Haft.

Herr Lehrer, bitte eine Frage!
Erspar sie dir, du Naseweis:
Man lernte dort mit einem Schlage
per Pille ohne Angst und Schweiß!

Politiker, die unsren gleichen,
ganz nah am „Wohl des Volkes“ dran?
Dort hielt man es nicht mit den Reichen
und wirklich mit dem kleinen Mann.

Und was ist mit den Klerikalen
im Gnadenstand der Fantasie?
Man müsste Eintritt dort bezahlen
für so viel Märchen und Magie.

Die aber auf der Knete glucken,
nur dass sie goldne Eier leg?
Man gäb dort ohne Wimpernzucken
dem Bettler sie mit auf den Weg.

Genug der Wunder. Nur Soldaten,
die fehlen noch zu guter Letzt:
Dort würde ihren Heldentaten
bestimmt kein Denkmal mehr gesetzt.

Termine, Termine

An Status und Salär gemessen
ein Schwergewicht, ein hohes Tier,
das, ganz von seinem Job besessen,
die höchsten Ziele im Visier.

Ein Feldherr etwa und Stratege?
Vielleicht ein Wirtschaftskapitän?
Ein Sportler, dem die Gegenschläge
schon an der Nase abzusehn?

Politiker! Und hochgekommen
von tief aus dem Parteienpfuhl,
bis endlich er dann Platz genommen
„verdient“ auf ‘nem Ministerstuhl.

Doch nicht, um da nur rumzusitzen.
Hat ihm bloß Arbeit eingebracht.
Besuch empfangen, Ohren spitzen.
Und das gleich morgens um halb acht.

Besprechungen und Konferenzen,
so geht’s den lieben langen Tag –
und keine davon will er schwänzen,
weil Schwäche er nicht zeigen mag.

Die Pausen, die dazwischenliegen,
sind wirklich nicht der Rede wert,
da kann er Akten überfliegen,
wobei er sich von Brötchen nährt.

Dann irgendwo ‘ne Rede halten
vor dem und jenem Fachverein,
das trägt zumindest in den Spalten
der Presse ihm ‘ne Zeile ein.

Präsenzpflicht ist ja auch gegeben
in Kabinett und Parlament,
um seine Stimme zu erheben,
wenn im Ressort die Hütte brennt.

Eh er auf „Runterfahren“ klicken
und seinen Schreibtisch räumen kann,
wird er nach Haus den Fahrer schicken,
steht draußen kein Termin mehr an.

Und seine Frau? Die pflegt zu warten
und fällt ihm niemals in den Arm.
Sie pütschert im Gemüsegarten
und stellt ihm die Kartoffeln warm.

(Sofern sie selbst in Amt und Würden
und hat Termine bis zum Hals,
gilt’s solche Dinge aufzubürden
‘ner Küchenhilfe jedenfalls.)

Und kommt er abgekämpft nach Hause,
erschöpft so sehr wie aufgekratzt,
macht er sich frisch am Fuß der Brause,
bevor er sich dann müde schwatzt.

Muss sich der Bürger da nicht freuen,
dass wer ergreift für ihn Partei –
und ohne ‘nen Beschluss zu scheuen,
wie wichtig auch die Sache sei?

Die Frage könnte ich mir schenken.
Den Kinken sehen andre auch.
Wo bleibt denn da noch Zeit zum Denken?
Regieren aus dem hohlen Bauch.

Kassenkampf

In ganz verschiedenen Berufen
errangen diese ihr Format,
mit dem sie alle sich auch schufen
‘nen riesigen Bekanntheitsgrad.

Vorweg die angesagten Mimen,
die großen Stars an jedem Set,
die sowohl live als auch beim Streamen
man gerne auf dem Sofa hätt.

Die Sänger dann, die täglich schmettern
ihr Liedgut ins geneigte Ohr,
mit denen in den Charts sie klettern
bis hin zum Evergreen empor.

Athleten auch, die ihren Beinen
im Wettkampf alles abverlangt,
auf dass mit bündelweise Scheinen
der Mutterclub es ihnen dankt.

Dazu die Quiz- und Showstrategen
mit ihrem Bildschirmarbeitsplatz,
die mit der Frage uns erregen:
Wer holt sich den Millionenschatz?

Politiker nicht zu verhehlen,
zumindest die von hohem Rang,
die in den dunkelsten Kanälen
rund um die Uhr auf Stimmenfang.

Und dann noch in bescheidnem Maße
die Crème der Unternehmerschaft,
wie Mann und Maus sie auf der Straße
mit Sprit versorgt und Gerstensaft.

Sie alle sich den Lorbeer pflückten,
mit dem man aus dem Rahmen fällt,
obwohl man irgend ‘nem Verrückten
den manchmal auch nicht vorenthält.

Kurzum, da zeigt sich eine Klasse,
die sogar Marx total verpennt –
der Wunschtraum jeder trägen Masse:
Reich, schön und wichtig. PROMINENT.

Verlautbarungen

Aufmerksamkeit willst du erregen
mit Logik und Besonnenheit?
Dann lass dir mal die Karten legen:
Die kriegt nur, wer vernünftig schreit!

Besonders auf der großen Bühne,
auf der Politiker agiern,
wird wen’ger der Gedankenkühne
als der mit Stimme reüssiern.

Hab so ein Beispiel grad vor Augen
in einem fernen Nachbarland,
wo für das höchste Amt zu taugen
man so ‘ne Tröte just befand.

Den wählten nämlich da die meisten,
bezirzt von seinem Redeschwall,
um einen Gockel sich zu leisten,
der mächtig kräht von Fall zu Fall.

Ein ganzes Land darf er nun führen
für längre ungewisse Zeit
dank selbstgefäll‘ger Starallüren
und weil aus vollem Hals er schreit.

Für höchste Ämter braucht’s ja leider
kein Fähigkeitszertifikat:
Da fordert man von einem Schneider
schon mehr für einen Sonntagsstaat.

Jetzt thront er also himmeloben
und kann sich in sein Fäustchen freun,
um erst einmal sich auszutoben
mit Posten-unter-Freunde-Streun.

Bald aber melden sich Probleme,
die seiner klugen Lösung harrn,
auf dass er sich nicht nur bequeme,
sie in den Akten zu verscharrn.

Vollmundig wird er sie ergreifen,
wie er es vor der Wahl versprach,
die Ärmel zackig höherstreifen
und dann mit Schwung der Nase nach!

Ein Teilerfolg lässt ihn frohlocken:
Schaut her, mein erstes Meisterstück!
Doch bleibt er auf den Lorbeern hocken,
wie’s oft so geht: Anfängerglück.

Des Weitren keine Resultate
von größerer Bedeutsamkeit.
Schon wandelt er auf schmalem Grate,
weshalb er umso lauter schreit.

Das ganze Pulver ist verschossen.
Und er entlarvt als Bramarbas.
Schon tauchen tausend Zeitungsglossen
ihn in ihr schwarzes Tintenfass.

Die ersten Rufe, abzudanken.
Er tut, als ob er sie nicht hört.
Nichts lässt ihn in der Meinung schwanken,
dass alle Welt noch auf ihn schwört.

Und dann mit einem Mal das Ende.
Man hat die Nase von ihm voll.
Die Gegner reiben sich die Hände.
„Rücktritt um zehn“ laut Protokoll.

Natürlich fällt er auf die Füße.
Er ist ja nicht nur irgendwer.
Dass man den Abschied ihm versüße,
schafft man ihm noch ein Pöstchen her.

Das heißt, man schamlos sich erdreistet,
ihn mit ‘nem Traumjob zu versehn,
weil „gute Arbeit er geleistet“
(und warum musste er dann gehn?).

Jetzt rasch noch einen Neuen wählen,
um ihm des Staates Last zu leihn.
An Kandidaten wird‘s nicht fehlen –
der erste fängt schon an zu schrein!