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Bleibe im Lande…

Wenn nächtlich wir zum Himmel blicken,
sehn wir so manches Lichtlein glühn,
das uns die Feuerblumen schicken,
die in der Dämmrung erst erblühn.

Und vor der Kuppel wir erschauern,
die düster ragend sie umringt,
erbaut aus rabenschwarzen Mauern,
durch die kein sterblich Auge dringt.

Geh runter zum Kartoffelkasten
in einem finstren Kellerloch,
du findest immerhin durch Tasten
ein bisschen Orientierung noch.

Da oben, wo die Sterne blinken,
suchst du vergeblich nach ‘nem Halt –
du wirst in einem Sumpf versinken
unendlich tief, unendlich kalt.

Und gäb es wo die Chance zu wohnen
an einem erdenfernen Ort,
du bräuchtest dahin Jahrmillionen,
und trüge selbst das Licht dich fort.

Zum Mars ‘ne Reise wär dagegen
der reinste Sonntagsausflug gar,
raketenrasch zurückzulegen
in einem schlappen halben Jahr!

Doch lassen sich da Nester bauen,
dass dieser Aufwand nicht verpufft,
in trocknen, unbegrünten Auen,
mit Flaschen für die Atemluft?

Und wenn, für wen? Die Menschenmassen
die dahin man zu karren hätt,
sie würden in kein Raumschiff passen,
nicht mit dem teuersten Billett.

Will sich vielleicht nur ‘ne Elite,
der bald der Boden hier zu heiß,
verziehn in kosmische Gebiete,
wo sie sich leidlich sicher weiß?

Halt ich nicht ganz für ausgeschlossen,
wenn auch für ein gewagtes Spiel,
falls solchen Bonzen es und Bossen
in jener Öde nicht gefiel.

Warum sich zu den Sternen schwingen,
Problemen aus dem Weg zu gehn?
Hic Rhodus, hier gilt es zu springen,
hier lass man seine Künste sehn!

Die Erde ist ja stets geblieben
ein Garten Eden, ein Idyll,
bevor wir uns daraus vertrieben
mit Abgas und mit Plastikmüll.

Jetzt endlich mit dem Eisenbesen
den ganzen Dreck davongefegt,
damit das unverfälschte Wesen
den guten Globus wieder prägt!

Bestellt ihr gleich ‘nen Möbelwagen
und gebt entschlossen Fersengeld,
sobald ein Stäubchen zu beklagen,
das lästig euch ins Auge fällt?

Kein Schwein packt seine Siebensachen,
wenn ihm die Bude einmal stinkt.
Man würde einfach saubermachen,
bis alles wieder blitzt und blinkt!

Gräber im Grün

Zum Friedhof heut aus freien Stücken
und keineswegs aus dunklem Trieb,
allein um Löwenzahn zu pflücken
fürn Tier, das seinem Frauchen lieb.

Man hockt am Boden in ‘ner Schneise
und rupft das heiß begehrte Kraut,
das allenthalben büschelweise
von der Natur hier angebaut

Im Schatten längst ergrauter Eichen,
von Rhododendron ringsumher,
von Malven, Rosen und dergleichen,
als ob’s der Garten Eden wär.

Doch auch umgeben von den Mälern,
die man als letzten Gruß entbot
und die den schönen Eindruck schmälern
mit ihrer Mahnung an den Tod.

Ich ließ den Blick darübergleiten
und starrte plötzlich wie gebannt:
Da lag wer, den zu Lebenszeiten
vor Jahren selber ich gekannt!

Ein Name, der für sich alleine
nicht unbedingt ins Auge fällt,
der machte meiner Neugier Beine,
weil Titel ihm vorangestellt.

Prof. Doktor. Irrtum ausgeschlossen.
‘ne Leuchte seiner Wissenschaft
und hochgeehrt von Zunftgenossen
für Früchte seiner Geisteskraft.

Da liegt er hilflos mir zu Füßen,
den ich bewundert als Student,
und lässt mich untertänigst grüßen
von seinem Marmormonument.

Erinnern wird an ihn indessen
mehr als ein halb versteckter Stein –
bewohnt sein Ruhm doch unvergessen
des Akademos heil’gen Hain.

Großfeuer

Ein Flämmchen mal so auszupusten,
das zitternd auf dem Dochte raucht,
gelingt mit Schnupfen gar und Husten,
weil’s wenig Atem dazu braucht.

Doch nicht die dickste Wasserspritze,
ein Meisterwerk der Handwerkskunst,
beschwichtigt leicht die Höllenhitze
‘ner ausgemachten Feuersbrunst.

Die schnappt mit ihrem brand’gen Rachen,
was nicht in wilder Hast entflieht,
verzehrend neu schon zu entfachen
den unstillbaren Appetit.

Sie packt die Bäume bei den Kronen,
die gierig sie als Erste holt,
um auch die Äste nicht zu schonen,
bis sie zersplittert und verkohlt.

Und frisst sich sogar durch den Boden
behänder als das Weidevieh,
um flächendeckend brandzuroden,
was immer prächtig hier gedieh.

Und wo sie, aufgepeitscht von Winden
zu immer stürmischerem Lauf,
in Baum und Strauch mehr Nahrung finden,
da flammen sie gefräßig auf.

Und Tiere, die an andren Tagen
ins Dickicht ducken sich zur Not,
in wilder Flucht davon sie jagen
vor diesem grässlich grellen Tod.

Doch viele packt er bei den Läufen
und steckt das Fell darüber an,
zu einer Strecke sie zu häufen,
die nie verblies ein Jägersmann.

Schon naht mit loderndem Verlangen
er auch der Menschen Häuserreihn
und hüllt, beim Dachstuhl angefangen,
sie in den Drachenatem ein.

Dort rafft man schleunig Kind und Kegel
und teure Habe ins Gefährt
und kommt davon auch in der Regel
mit Leib und Leben unversehrt.

Die Hütte aber, schwer errungen
mit Arbeit, Mühe und Verzicht,
entgeht nicht diesen Flammenzungen –
ein Lebenstraum, der jäh zerbricht.

Das war‘s. Jetzt noch die Kurve kriegen
zu einem Fazit, ‘ner Moral.
Wie wär: Ein Fünkchen muss nur fliegen,
mehr braucht es nicht für so‘n Fanal?

Der Berg ruft

Einst galt als Wohnsitz er der Götter,
ein Berg, der in den Himmel ragt,
und nicht einmal der größte Spötter
hätt auf den Gipfel sich gewagt.

Als aufgeklärter dann die Zeiten
und sich die heil’ge Scheu verlor,
ließ man von Neugier sich verleiten
und strebte ohne Furcht empor.

Doch nicht mal so mit vollen Bäuchen,
wie auf ‘ner kleinen Wandertour,
nein, klettern hieß es, kämpfen, keuchen
gegen die eigene Natur.

Und mancher musst sein Leben lassen,
weil er den Aufstieg unterschätzt
und auf die trügerischsten Trassen
vertraulich seinen Fuß gesetzt.

Ob tot, ob lebend: Pioniere,
die einen neuen Weg gebahnt –
dass der einst trägt auch Herdentiere,
hat keiner damals wohl geahnt.

Heut tummeln sich die Gipfelstürmer
zu Tausenden am Berge gleich
und fühlen sich als Erdenwürmer
da oben wie im Himmelreich.

Und wie nicht anders zu erwarten
von einem sündigen Geschlecht,
verlangt in diesem Edengarten
der Magen auch nach seinem Recht.

Zwar wird kein Manna hier geboten
nach alter Väter Speiseplan,
dafür indessen so Exoten
wie Bratwurst, schweinisch und vegan.

Dermaßen sank die höchste Spitze
der majestätischsten Region
vom exklusiven Göttersitze
zu ‘ner Touristenattraktion.

Da kraxeln nun die Menschenmassen
bequem auf ausgebautem Pfad,
sofern sie sich nicht liften lassen
per Seilbahn zum Vergnügungsgrat.

So zieht mit immer flinkren Füßen
der Fortschritt seine krude Spur,
und nichts muss schwerer dafür büßen
als unsre Mutter, die Natur.

Auf Schusters Rappen

Man neigt dazu, sie zu belächeln,
die sangesfrohen Wandersleut,
die lustig durch die Lande hecheln
bei Lerchenschlag und Kirchgeläut.

Zu anno Tobak gang und gebe,
Romantik ihre Blütezeit:
Gottes Natur, die schöne, lebe,
o Täler und o Höhen weit!

Der Sonne möglichst gleich entgegen
im Glanz der frühen Morgenstund,
und bis zur Dämmrung auf den Wegen
lief mancher sich die Hacken wund.

Am Rücken schwankte die Gitarre
im Rhythmus ihres Eigners mit,
dass sie auf ihren Einsatz harre –
pro Meile einmal so im Schnitt.

Dann hieß es in die Saiten greifen
zu ein, zwei hübschen Weisen nur,
und schon beseelte Töne schweifen
wie Vögel über Wald und Flur.

Wie schnell sind, ach, sie doch verklungen,
hat sich verlorn der Kehle Drang,
und was als Jubellied gesungen,
war eher wohl ein Abgesang.

Wenn heut die Wanderschuh wir schnüren,
begehn wir alte Pfade nicht;
ein krasser Wandel ist zu spüren,
der schmerzlich in die Seele sticht.

Denn blitzend blanke Schienenstränge
zerschneiden jetzt den Wiesengrund,
und eines Zuges schwellnde Klänge
die Ohrn betäuben Stund um Stund.

Die Blicke, die ins Weite drängen,
bis sie den Horizont erfasst,
sie bleiben in den Drähten hängen
von irgendeinem Spannungsmast.

Um ganz zu schweigen von den Pisten,
die kreuz und quer ins Holz gehaun,
damit die Automobilisten
viel, viel, viel Landschaft anzuschaun.

Ja, sogar überm Wolkenmeere
hat‘s längst schon seine liebe Not;
da steuert seine luft’ge Fähre
schon mancher schneidige Pilot.

Idylle, die in alten Tagen
den Stromer noch begeistert hat,
ist überall zu Grab getragen
mit Dampf, PS und Kilowatt.

Die Wanderlust ist nicht vergangen,
hat Stock und Hut nur abgelegt,
um möglichst schnell wo anzulangen
und ohne, dass man sich bewegt.

Schon absehbar die nächste Phase –
das inklusive Couch-Modell.
Man düst, den Gucker auf der Nase,
rund um den Globus, virtuell.

Das käme nicht mal ungebeten,
ist es ein schöner Schein auch nur:
Mit Füßen nicht mehr so getreten,
erwachte lächelnd die Natur.

Ein kleines Wunder

Es wär ihm schier das Herz zersprungen,
die Haare hätt er sich zerzaust,
hätt unsre Weisheit wer gesungen
dem guten alten Doktor Faust!

Ist es denn nicht sein Wunsch gewesen,
„dass ich erkenne, was die Welt“,
in keinem Wälzer nachzulesen,
„im Innersten zusammenhält“?

Mit diesem unbändigen Willen
durchkreuzte er den Erdenkreis
und machte, seinen Durst zu stillen,
dem Teufel selbst die Hölle heiß.

Der schickte ihn auf vielen Stiegen
bis an die höchsten Himmelstürn,
doch schien ihm nichts daran zu liegen,
ihn auch ins Kleinste einzuführn.

Kein Wunder, dass der Typ gescheitert
mit seinem kühnen Höhenflug.
Viel später erst hat man erweitert
die Forschung auch um diesen Zug.

Und einen Kosmos sich erschlossen,
in dem nichts fest und dauernd schien,
der doch das Fundament gegossen
für eine Welt von Galaxien.

Atome, winzige Gebilde,
Trabanten kreisend um den Kern
so wie im himmlischen Gefilde
Planeten um den Mutterstern.

Doch dieser Kern lässt sich noch spalten,
wird erst zur Gänze kohärent,
wenn jeweils drei zusammenhalten
von achtzehn Quarks, wie man sie nennt.

Aus solchem feinen Teilchenflaume,
von ein paar Kräften nur belebt,
ist bis zu seinem letzten Saume
des Universums Stoff gewebt.

Und staunend müssen wir erkennen,
dass selbst der Sterne Majestät,
die blitzend in den Nächten brennen,
auf diesen schwachen Füßen steht.

Auch die lebend’gen Kreaturen,
die aus der Steine Schlaf erwacht,
verfolgt man rückwärts ihre Spuren,
sind aus dem luft’gen Zeug gemacht.

Nur dass bei ihnen dies Gewebe
zusammenfällt nach kurzer Frist,
weil die perfekte Kosmosklebe
für Leiber nicht geeignet ist.

Doch in ‘ner Gruppe von Gestalten
vermochte sich im Lauf der Zeit
das Hirn zum Geiste zu entfalten,
der ihnen manchen Vorteil leiht.

Er hilft, die Umwelt zu begreifen
mit ständig wachsendem Verstand
und jene Felle abzustreifen,
in die die Väter sie gebannt.

Der ist dem gleichen Quell entsprungen
wie die Materie, die ihn trägt,
doch weitaus feiner noch gelungen,
dass mehr er nach den Teilchen schlägt.

Es ist, als wäre er geboren
als jener Urwelt letztes Glied,
die sich mit tausend Detektoren
nun endlich selbst im Spiegel sieht.

Schattenspender

Kam ich vom Regen in die Traufe,
als ich des Südens Sonne floh,
dass in ‘nem Klima ich verschnaufe
mit tiefrem Temp’raturniveaau?

Die Hitze hat mich fortgetrieben,
weil sie da meist mehr Feuer hat,
und wiederum mich eingeschrieben
ins Gästebuch der Hansestadt.

Doch dies Kalkül, ist’s aufgegangen?
Die Tage hier sind ähnlich heiß.
An allen Ecken sieht man Schlangen
am Kiosk für Zitroneneis.

Und kein Gewitter, Donnergrollen.
Nach Kühlung lechzend Herr und Hund.
Soll ich mich deshalb wieder trollen,
weil die Geschichte mir zu bunt?

Käm mir im Traum nicht, der Gedanke.
Ein Vorteil, den ich nicht verkenn –
fast keine ungeschützte Flanke,
wo ich mir gleich den Keks verbrenn.

Die Ahorn- und die Eichenbäume,
sie spreizen sich im Blätterputz
und liefern über weite Räume
den allerbesten Sonnenschutz.

Muss ich mal raus, um was zu kaufen,
mach ich schon vorab meinen Schnitt –
kann überall im Schatten laufen:
Da kommen keine Palmen mit!

Von Ranken und Reben

Des Hauses harte Ziegelwangen
auf einmal nackt wie neugeborn;
mit Messern, Scheren, Sägen, Zangen
hat rüde man sie glattgeschorn.

Und statt der filzigen Geflechte,
die weithin wuchernd sie bedeckt,
zeigt sich die Haut erneut, die echte,
in fadem Gelb, das grau gefleckt.

Man hat das Weinlaub kappen müssen,
weil es nicht ganz geheuer ist
und sich mit Frost und Regengüssen
gefährlich ins Gemäuer frisst.

Was nützt die hübscheste Fassade,
die Büschel bunter Blätter ziern,
wenn mit den Jahren ohne Gnade
die Klinker ihren Halt verliern?

Noch immer ist da was im Gange,
Gerüste ragen noch empor;
doch manchmal dringt auch ziemlich lange
des Werkzeugs Schweigen mir ins Ohr.

Vor meinem Fenster auf den Planken
turnt nur ein Typ noch auf und ab,
der schabt und schmirgelt an den Flanken
sich stundenlang die Pfoten schlapp.

Das deutet auf ein bald’ges Ende
der großen Säuberungsaktion:
Befreiung strupp’ger Außenwände
von Kräutern, die mit Folgen drohn.

Woraus die Weisheit zu erschließen,
die auf des Plato Lehre speit:
Das Schöne, das wir so genießen,
liegt mit dem Guten oft im Streit.

Und schon ein Eigentor geschossen!
Ja, sitz ich denn im Glashaus nicht?
Gehn Reben, die in Wein zerflossen,
nicht mit der Leber ins Gericht?

Gewiss. Doch nur, wenn einem schmeckte
weit mehr als hier und da ein Glas,
denn die verderblichen Effekte,
die zeitigt erst das Übermaß.

Kein Grund, mir aus dem Hals zu reißen
dieses Gewächs mit Stumpf und Stiel –
ja, mit dem Roten und dem Weißen
auch mancher Vers ins Wasser fiel.

Was heißt hier Schmuddelwetter?

Inzwischen wieder eingetroffen
im angestammten Domizil,
‘ne Literbüchse Bier gesoffen,
bevor ich in die Koje fiel.

Was hab ich dafür abgebrochen?
‘ne Bude, die so stark erhitzt,
dass halb sie schon nach Schweiß gerochen,
den in die Kissen ich geschwitzt.

Da redet man von Sommerfrische,
als wär’s der Freuden A und O,
indes erleichtert ich entwische
dem hohen Temp’raturniveau.

Das wird auf Wochen noch so bleiben,
und täglich gibt’s ein kleines Plus,
ich kann mir nur die Hände reiben,
dass ich nun meilenweit vom Schuss.

Auf Hamburg kann man sich verlassen,
das sah ich bei der Ankunft gleich,
kaum Sonne auf den trüben Gassen,
doch Nieselregen warm und weich.

Am Stück so unterm Hoch zu brüten,
gibt hier der Sommer ja nicht her,
er freut sich mehr an tausend Blüten
als an ‘nem dürren Kräutermeer.

Da braucht’s halt auch mal einen Schauer,
den ‘ne verschnupfte Wolke niest,
der wie ein Gärtner, wie ein Bauer
das dürstende Gewächs begießt.

Und was hier der Natur nicht schadet,
kommt meinem Körper auch zupass,
der, grade noch in Schweiß gebadet,
jetzt wohlig fröstelt unterm Nass.

Wer wollte es mir da verdenken,
dass es mir diebisch nun gefällt,
der Säule einen Blick zu schenken,
die auf dem Laufenden mich hält?

Quecksilber mein ich, Thermometer,
nicht die in Tempel und Palast –
die Fieberkurve von Sankt Peter,
nach Art von Celsius erfasst.

Die schwebt konstant jetzt in den Sphären
von dreißig, einunddreißig Grad,
um Tag für Tag mich zu belehren,
wie heiß da wär mein Sonnenbad.

Ein Hoch auf unsre kühlen Breiten
mit ihren Tiefs von Zeit zu Zeit,
die durch ‘nen Sommer uns begleiten,
der selten nur nach Feuchte schreit.

Und was hier runterkommt an Regen,
das ist durchaus kein Spitzenwert –
er mag sich nur ins Zeug nicht legen
und spärlich seine Fuhren fährt.

Schön. Grade also noch verpieselt,
bevor mich Spaniens Sonne sticht.
Und Hamburg nieselt, nieselt, nieselt.
O angenehme Klimapflicht!

Strandverzicht

Zur See hinaus auf festen Planken,
vom Winde hin- und hergejagt?
Ich glaub, ich würd nicht lange schwanken,
bevor ich freudig zugesagt.

Hab ich mich doch in jungen Jahren
diversen Kähnen anvertraut
und Küsten, die mir fremd noch waren,
wie ein Kolumbus angeschaut.

Und so ein Seebär und Entdecker,
der manchen Sturm schon überstand,
der nuckelt Bier und bröselt Cracker
auf ‘ner Matratze wo am Strand?

So Stunden auf ‘nem Fleck zu hocken,
bis überall die Haut sich pellt
und selbst aus nicht getragnen Socken
der Sand gleich eimerweise fällt

War meinen maritimen Freuden
nie Vorbild oder Ideal
und hieß mir nur, die Zeit vergeuden
in einem wind’gen Wartesaal.

Doch lauscht man nicht mit schärfren Sinnen,
wenn man so träge ausgestreckt,
den Stimmen, die ganz tief da drinnen
man sonst nicht aus dem Schlummer weckt?

Ich bitte euch, bei aller Liebe,
da ruht nicht still, pardon, die See,
da herrscht ein ähnliches Getriebe
wie beim All-you-can-eat-Buffet!

Und trotz der schönen Abstandsregel,
die eingehalten auch im Schnitt,
gibt’s immer wieder mal ’nen Flegel,
der voll dir auf die Füße tritt.

Nicht mal, dass mir in alle Poren
die Sonne ihre Bräune brennt,
ließ mich auf einer Liege schmoren
zum Nachweis „Urlaubsabsolvent“.

Ich trag mit Würde meine Blässe
und jeden süffisanten Stich.
Noch schreibt man sie ja nicht in Pässe
als „Merkmal, unveränderlich“.